Fabienne Imlinger denkt ihre «Literarischen Erkundungen»* aus dem Literaturportal Bayern weiter: München als Zentrum paranormaler Forschung, Sigmund Freud, die Monacensia im Hildebrandhaus und #FemaleHeritage – eine Spurensuche zwischen Geschichte, Literatur und Mystery.
«The Haunting of Hildy House» – Literarische Erkundungen von Fabienne Imlinger
Wissen Sie, ich bin eigentlich keine abergläubische Person. Ich halte es in puncto übernatürliche Kräfte mit dem Physiker Niels Bohr, der, auf das Hufeisen über seiner Tür angesprochen, gesagt haben soll, er glaube zwar nicht daran, doch helfe es angeblich auch bei Leuten, die nicht daran glauben. Über sein Fachgebiet, die Quantenmechanik, sagte Niels Bohr, wer von ihr nicht schockiert sei, habe sie nicht verstanden.
Nun kann ich sagen, dass ich die Quantenmechanik noch nicht einmal annähernd verstanden habe, doch vermutlich verhält es sich mit ihr wie mit dem Hufeisen: Sie wirkt auch bei Leuten, die es nicht schockiert, dass manche winzigen Teilchen sich nicht an die Gesetze der Mechanik halten.
Für so manchen Physiker der Jahrhundertwende (das Gendern kann man sich hier sparen) schienen die Annahmen der Quantenmechanik jedoch ähnlich verrückt wie die Vorstellung, dass ein Hufeisen über der Haustür Glück bringt, oder die Aussage, dass das Ich nicht Herr im eigenen Haus ist. Und weil sogar Katzen in Kisten plötzlich zugleich tot und nicht tot sein konnten, schien es manchen Physikern, Medizinern, Philosophen und Schriftstellern (auch da kann man sich das Gendern weitestgehend sparen) doch ratsam, mit vereinten Kräften die «menschliche Erfahrungen» zu erforschen, die «zeitgenössische wissenschaftliche Annahmen» herausfordern.1
Womit wir schon beim Thema wären, nämlich: Kann es sein, dass es im Hildebrandhaus spukt?
Sie lachen, aber auch Ihnen wird das Lachen noch vergehen, wie so ungefähr jede ernst zu nehmende Spukhaus-Geschichte zeigt.
Tatsächlich ist München seit jeher ein Zentrum paranormaler Aktivitäten und ihrer Erkundung. 1886, nur vier Jahre nach Gründung der einflussreichen Society of Psychical Research in London, gründete ein gewisser Albert von Schrenck-Notzing, besser bekannt als der Geisterbaron, hier in München die Psychologische Gesellschaft. Die Psychologische Gesellschaft beschäftigte sich, wie ihr Name nicht sagt, vornehmlich mit sogenannten Medien: Menschen, die allerlei erstaunliche Dinge tun können – mit Toten sprechen, einen Tisch schweben oder Geschirr in Schubladen klappern lassen und dergleichen mehr.2

Als also die Kuratorin Sylvia Schütz am 27. Oktober bei der Eröffnung der neuen Monacensia-Dauerausstellung «Maria Theresia 23. Biografie einer Münchner Villa» davon berichtete, dass das Hildebrandhaus im Laufe ihrer Recherchen selbst zu einer Art Medium geworden sei, wusste ich natürlich sofort, welche Stunde geschlagen hat.3
Genau: die Geisterstunde.
Bestimmten Orte wohne eine besondere Gedächtniskraft inne, fuhr Schütz fort, und ich nickte eingeweiht. Schließlich hatte ich im Rahmen meiner Literarischen Erkundungen in und um die Monacensia schon so einiges erlebt: War einem mysteriösen Geklapper auf den Grund gegangen, hatte mich mit Döstädning, der Methode der Todesreinigung, beschäftigt und mit Postkarten, auf denen wie von Geisterhand immer wieder dieselben Botschaften derselben Männer erschienen, unter ihnen auch – jetzt passen Sie gut auf – ein gewisser Albert Einstein, seines Zeichens ebenfalls ein Quantenphysiker.

Wissen Sie, ich bin eigentlich keine abergläubische Person. Aber ich verstehe die Zeichen zu lesen, wenn sie mir wie ein Zaunpfahl ins Auge stechen. Und im Hildebrandhaus, was soll ich sagen, im Hildebrandhaus sehe ich lauter Zaunpfähle.

Es überrascht mich deshalb überhaupt nicht, dass sich das Team der Monacensiamit der neuen Dauerausstellung unter die Geisterjäger*innen begibt.
- Wer versteht es schließlich besser, mit den Toten zu sprechen, als Archivar*innen?
- Wer kennt sich besser in Sachen Spukhäuser aus als Literaturwissenschaftler*innen?
- Wen rufen Sie an, wenn etwas Seltsames in der Nachbarschaft auftaucht?

Übrigens wusste schon Sigmund Freud um die Bedeutung der Literatur in diesen Belangen. Wohl kaum zufällig beschäftigte er sich in seinem Aufsatz über das Unheimliche vor allem mit literarischen Texten.
Selten, so beginnt Freud seine Ausführungen, fühlten Psychoanalytiker (guess what? auch das waren damals überwiegend Männer!) sich zu einer ästhetischen Untersuchung berufen. Hie und da sei es aber doch notwendig, sich als Psychoanalytiker für ein bestimmtes Gebiet der Ästhetik zu interessieren, und ein solcher Fall sei das Unheimliche.
Freud hebt zuerst die sprachliche Eigentümlichkeit des Deutschen in diesem besonderen Fall hervor: Das Wörtchen «heimlich» nämlich ist nicht eindeutig. Vielmehr gehört es zu zwei Vorstellungskreisen, «die, ohne gegensätzlich zu sein, einander doch recht fremd sind, dem des Vertrauten, Behaglichen, und dem des Versteckten, Verborgenen gehaltenen».4 Heimlich ist also ein Wort, das, so Freud weiter, «seine Bedeutung nach einer Ambivalenz hin entwickelt, bis es endlich mit seinem Gegensatz zusammenfällt. Unheimlich ist irgendwie eine Art von heimlich.»5
Bingo, kann ich da nur sagen.
Muss ich hinzufügen, dass in unheimlich auch das Wort «heim» steckt, das wiederum Zuhause oder einfach Wohnstätte bedeutet?
Muss ich hinzufügen, dass das Hildebrandhaus dem sogenannten „Heim“atstil zugerechnet wird – womit es damals schon (und bis heute) aus der Reihe tanzt, der Reihe der Jugendstilvillen und repräsentativen Wohnhäuser nämlich, die an der Maria-Theresia- und der Prinzregentenstraße stehen?

Die für das Hildebrandhaus charakteristische «Winkelstellung mit dem inneren Treppenturm» entwarf Adolf von Hildebrand in Anlehnung an «die Tradition der süddeutschen Barockschlößchen und Gutshofanlagen».6 Nur die spuktechnisch völlig Unbedarften unter uns lassen sich von dieser ländlich-bayerlichen Fassade täuschen. Geisterjäger*innen wissen: Nichts schreit mehr nach Spukhaus als «innerer Treppenturm» und «Winkelstellung».
Sie wollen Beweise?
Hill House in Shirley Jacksons «The Haunting of Hill House» (1959).
Hill House zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass jeder Winkel darin leicht verschoben ist, was bei allen, die sich darin aufhalten, sofort für Orientierungslosigkeit sorgt. Dementsprechend verirren sich die fünf Geisterjäger*innen regelmäßig im Hill House: wollen ins Esszimmer und landen im ersten Stock (sehr gefährlicher Ort, der erste Stock), wollen auf die Veranda und stehen unversehens im grünen Zimmer und so weiter.
Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal im Hildebrandhaus waren. Ich jedenfalls war nicht nur dort, ich habe es erkundet, und zwar literarisch. Und trotzdem (oder wahrscheinlich gerade deshalb!) verliere ich mich in regelmäßigen Abständen darin, was keineswegs metaphorisch gemeint ist, sondern so: Will ich in die Bibliothek, lande ich in einem Büro. Will ich in den Salon Hildebrand, finde ich mich unversehens draußen wieder. Allerdings nicht auf der Terrasse, die gleich neben dem Salon Hildebrand liegt, sondern auf der anderen Seite, sozusagen imWinkel. Durch den Glasanbau gehe ich wieder hinein, nehme links die Tür und lande in einem Stiegenhaus, das mich zum Turmzimmer führt.
Apropos Turmzimmer. Ich möchte hinzufügen, dass auch Hill House einen Turm hat, in dem sich – Achtung! – eine Bibliothek befindet. Eleanor, das Medium der Fünfer-Bande, kann diese Bibliothek nicht betreten, weil daraus ein Gestank dringt (den allerdings nur sie wahrnimmt), von dem ihr sofort übel wird.
Muss ich noch mehr sagen?
Also gut. Als nächstes Beweisstück möchte ich den werten Mitgliedern der Gesellschaft für quantenpsychische Medialanalyse (GQM) das folgende Foto vorlegen.

Was sehen Sie?
Ein harmloses Zeitdokument? Ein an«heim»elndes Porträt des Ehepaars Adolf und Irene von Hildebrand auf dem Balkon des Turmzimmers?
Ich bitte Sie!
Denken Sie an das Motto der GQM!

Wir von der GQM sehen nicht einfach nur, was andere nicht sehen. Wir schwingen uns in die Frequenz ein, auf dass sich andere Präsenzen und Energien manifestieren!
Und sehen Sie nur!
Sitzt da nicht eine junge Frau im Fenster im ersten Stock (sehr gefährlich, der erste Stock!), obwohl genau dort, gerade eben, bestimmt noch niemand saß? Und wer oder was zeigt sich plötzlich im Fensterrahmen des Salons? Steht da nicht jemand neben dem Baum, der die Treppenstufen hinunter in den Garten führt? Und da! Da! Sehen Sie nur! Sitzt links davon nicht eine weitere eine Person, nahezu keck, mit übereinandergeschlagenen Beinen, auf der Fensterbank?
All das ist natürlich höchst seltsam und höchst bedeutsam, und zwar mindestens ebenso bedeutsam und seltsam wie der Umstand, dass an der Wurzel vieler Spukhäuser meist – Achtung, Spoiler! – eine Frau liegt.
Sie wollen Beweise?
- Shirley Jackson: «The Haunting of Hill House» (1959)
- Charlotte Perkins Gilman: «The Yellow Wallpaper» (1892)
- Charlotte Brontë: «Jane Eyre» (1847)
Apropos «Jane Eyre»: Bertha Mason (spätere Rochester), die in dem Roman von ihrem Ehemann auf den Dachboden verbannt wurde, ist die titelgebende Figur des feministischen Klassikers «The Madwoman in the Attic» (1979). Den Literaturwissenschaftlerinnen Sandra Gilbert und Susan Gubar war aufgefallen, dass Wahnsinn und Einschließung in erstaunlich vielen Texten von Autorinnen aus dem 19. Jahrhundert eine zentrale Rolle spielen.
So what?, werden die feministisch und spuktechnisch Unbedarften unter uns jetzt denken. Autorinnen im 19. Jahrhundert hatten eben ein Faible für gothic elements, genauso wie zahlreiche ihrer männlichen Pendants.
Gilbert und Gubar kamen zu einem etwas anderen Schluss:
Both in life and art, we saw, the artists we studied were literally and figuratively confined. Enclosed in the architecture of an overwhelmingly male-dominated society, these literary women were also, inevitably, trapped in the specifically literary constructs of what Gertrude Stein was to call «patriarchal poetry.»7
Die Verrückte auf dem Dachboden ist also letztlich ein sinnfälliges Bild für die Bedingungen weiblicher Autorschaft in einer patriarchalen Gesellschaft; für die Art und Weise, wie weibliche Stimmen, und marginalisierte Stimmen generell, zum Schweigen gebracht wurden (und werden). Muss ich hinzufügen, dass die Monacensiasich mit #FemaleHeritage auf die Suche nach den «Madpeople in the Attic», nach den marginalisierten, vergessenen, verdrängten Stimmen in der Literaturgeschichte begibt?
Womit wir wieder bei der Eingangsfrage gelandet wären: Kann es sein, dass es im Hildebrandhaus spukt?
In einem Radio-Feature des Bayerischen Rundfunks aus dem Jahr 2008 berichtet die damalige Leiterin der Monacensia Elisabeth Tworek:
Es gibt in dem Haus schon eine Stimmung, gerade im ersten Stock …
Sehen Sie! Ich sag’s doch: sehr gefährlicher Ort, der erste Stock!
Es gibt in dem Haus schon eine Stimmung, gerade im ersten Stock, wo man denkt, da könnten auch viele Leute wirklich Angst gehabt haben. So was gibt’s schon.8
Als ich Sylvia Schütz unlängst darauf ansprach, war sie es, die eingeweiht nickte. Seltsame Vorkommnisse im ersten Stock gäbe es zuhauf: grundlos flackernde Glühbirnen, eine Lampe, die einsam schwankt, während alle anderen unbewegt sind, oder alle Lampen bewegen sich, ganz so, als ginge jemand im Stockwerk darüber (ich sage nur: Turmzimmer!), obwohl da niemand ist.
Das Feature von Hendrike Leonardt beleuchtet ein spezifisches Kapitel in der Biografie des Hildebrandhauses: der Geschichte seiner Arisierung, die bis in die 1990er-Jahre nicht aufgearbeitet oder thematisiert worden war.9 Verschwiegen wurde damit vor allen Dingen auch die Vertreibung und Ermordung von Elisabeth Braun, die das Hildebrandhaus 1934 erwarb. Ihre Stiefmutter Rosa Braun wohnte im ersten Stock des Hildebrandhauses (der erste Stock!), 1938 zog Elisabeth zu ihr. Zwischen 1937 und 1942 lebten im zweiten Stock fünfzehn vom NS-Regime verfolgte Menschen jüdischer Herkunft. Elisabeth Braun gewährte ihnen Zuflucht – zu einer Zeit, als sie selbst bereits der ganzen Bandbreite des NS-Terrors ausgesetzt war. Wie Patrick Geiger schreibt, ist die
Schikane durch den nationalsozialistischen Verwaltungsapparat der am besten dokumentierte Teil der Vita von Elisabeth Braun. Diese Tragik kann nur durch die Tatsache gemildert werden, dass neben den Gräueltaten auch ihr Kampfgeist, ihr Durchhaltevermögen und ihr Widerstand schriftlich belegt sind.10
Am 23. November 1941 wird Elisabeth Braun nach Kaunas in Litauen deportiert und dort am 25. November von der SS erschossen. Insgesamt 2934 Männer, Frauen und Kinder aus Berlin, München, Frankfurt/Main, Wien und Breslau werden an diesem Tag ermordet.11
Auch Rosa Braun und die anderen fünfzehn verfolgten Bewohner*innen des Hildebrandhauses kommen im Holocaust zu Tode.

Lassen Sie es uns gerade jetzt, in diesen zunehmend düsteren Zeiten, nicht vergessen: Das Unheimliche im Heim – in den Häusern, den Straßen, den Städten – hat in Deutschland eine ganz besondere historische Realität.
*Literarische Erkundungen von Fabienne Imlinger
Fabienne Imlinger übernahm im Juni 2024 die Reihe «Literarische Erkundungen in und um die Monacensia» im Literaturportal Bayern von Katrin Diehl. Fabienne Imlinger beschäftigte sich mit der Frage «Wer putzt?». «Spuk im Hildebrandhaus?» im MON_Mag ist eine literarische Weiterführung und Reflexion ihrer Reihe:
- Wer schreiben will, muss putzen – Literarische Erkundungen (11) vom 4.6.2024
- Brav sein, gell! (12) – 2.7.2024
- Im Hause der tüchtigen Frauen (13) – 6.8.2024
- Die Überraschungs-Caddy-Theorie des Erzählens (14) – 10.9.2024
- Herausforderungen der Erinnerungskultur (15) – 8.10.2024
- «a dull TV show on Auschwitz» (16) – 7.1.2025
- Wer suchet, der findet! (17) – 25.2.2025
- So heißt es auf der offiziellen Website der Society of Psychical Research: www.spr.ac.uk ↩︎
- Treffend dazu der Roman von Jan Schomburg, Die Möglichkeit eines Wunders, 2024, der auf realen Lebensgeschichte des Münchner Arztes, therapeutischen Hypnotiseurs und Forschers Albert von Schrenck-Notzing fußt. https://www.dtv.de/buch/die-moeglichkeit-eines-wunders-44092 ↩︎
- Ich danke Sylvia Schütz herzlich, dass sie mir ihr Manuskript zur Verfügung gestellt hat – oder jedenfalls das, was davon übrig blieb. Denn es gab wohl beim Abspeichern des Dokuments eine Panne, weswegen ihre Rede jetzt nur noch als Fragment existiert. Eine Panne …? Das glaube, wer mag. ↩︎
- Freud, Sigmund: Das Unheimliche. Hrsg. von Oliver Jahraus. Reclam Verlag 2020. S. 13. ↩︎
- Ebd., S. 15. ↩︎
- Hoh-Slodczyk, Christine: «Das Hildebrandhaus». In: Das Hildebrandhaus in München. Sein Erbauer – seine Bewohner. Hugendubel 1981, S. 3–61, hier: S. 51. ↩︎
- Sandra Gilbert and Susan Gubar: The Madwoman in the Attic. The Woman Writer and the Nineteenth-Century Literary Imagination. Yale University Press 1979. S. xi. Das Buch ist ein Klassiker der feministischen Literaturwissenschaft und wurde dementsprechend häufig diskutiert und auch kritisiert. So weist Gayatri Chakravorty Spivak darauf hin, dass «Jane Eyre» und insbesondere die Figur Bertha Mason nicht ohne den britischen Kolonialismus zu denken sind: Bertha Mason ist eine Kreolin aus Jamaika (also Nachfahrin britischer Kolonialsiedler). Ihr Reichtum – und folglich auch der ihres Ehemanns Rochester – resultiert dementsprechend aus der Plantagenwirtschaft und der Sklaverei. Während Gilbert und Gubar Bertha Mason als das «dunkle Double» von Jane lesen und dabei vor allem Janes psychologische Entwicklung und Subjektwerdung im Blick haben, lenkt Spivak den Blick darauf, dass die Beschreibungen Berthas (aus Janes Perspektive) stark mit einer kolonialen Form von Entmenschlichung arbeiten: Bertha wird als tierhaft und dunkel beschrieben (und daher oft als Schwarze Frau, und nicht als Nachfahrin Weißer Kolonialherrscher gelesen). Auf diese Weise, so Spivak, ist die Subjektwerdung Janes konstitutiv mit kolonialen Diskursen verwoben. Siehe dazu: «Three Women’s Texts and a Critique of Imperialism», in: Critical Inquiry, Vol. 12, No. 1, «Race,» Writing and Difference (Herbst 1985), S. 243–262. Dt. Übersetzung: Wir sahen, dass die von uns untersuchten Künstlerinnen sowohl im Leben als auch in der Kunst buchstäblich und im übertragenen Sinne gefangen waren. Eingeschlossen in der Architektur einer überwältigend männlich dominierten Gesellschaft, waren diese literarischen Frauen unweigerlich auch in den spezifisch literarischen Konstruktionen dessen gefangen, was Gertrude Stein später «patriarchale Poesie» nennen sollte. ↩︎
- Leonhardt, Henrike: Eine arisierte Künstlervilla: Elisabeth Braun und das Münchner Hildebrandhaus. Manuskript, Signatur HF/35243, S. 6. Mit freundlicher Genehmigung des Unternehmensarchiv des Bayrischen Rundfunks. ↩︎
- In dem 1981 erschienen Band «Das Hildebrandhaus in München. Sein Erbauer – seine Bewohner» werden weder Elisabeth Braun noch die Arisierung des Hauses erwähnt, und das obwohl es unter anderem ein Kapitel zu den juristischen Aspekten der Erhaltung des Hildebrandhauses gibt, in dem auf ein Gesetz zur «Enteignung aus Gründen des Gemeinwohls vom 1. August 1933» Bezug genommen wird. Diese Auslassung erscheint aus heutiger Perspektive so offensichtlich, dass es schwer ist, darin kein bewusstes Verschweigen oder Verdrängen zu sehen. Umso wichtiger ist es, dass genau dieses Kapitel mittlerweile aufgearbeitet wurde und in der neuen Dauerausstellung der Monacensia prominent präsentiert und weiter beforscht wird. ↩︎
- Zitat aus dem Artikel «Elisabeth Braun und die Monacensia – Ein Vermächtnis in Spuren» von Patrick Geiger. ↩︎
- Vgl. dazu Schmidt, Ernst Ludwig: «Auf der Spurensuche nach Elisabeth und Rosa Braun». In: Entehrt. Ausgeplündert. Arisiert. Entrechtung und Enteignung der Juden. Veröffentlichung der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste, Band 3. 2005, S. 167–182. ↩︎