Das Personenregister zur Ausstellung «Maria Theresia 23. Biografie einer Münchner Villa» dokumentiert jene Persönlichkeiten, die in Beziehung zur Geschichte des Hauses stehen – als Bewohner*innen, Besucher*innen, Zeitgenoss*innen oder Gegenspieler*innen. Ob Künstler*innen, Intellektuelle, Adelige, Verfolgte oder Mitläufer*innen – das Register eröffnet biografische Perspektiven auf ein vielschichtiges Kapitel Münchner Stadt- und Kulturgeschichte und ergänzt die Ausstellung um kontextuelle Tiefe.
Das Personenregister1 gliedert sich in drei Abschnitte: die Familie Hildebrand, Mitglieder des Adels sowie eine Vielzahl weiterer Persönlichkeiten aus Kunst, Politik, Wissenschaft und NS-Zeit.
Die Familie Hildebrand – Künstlerleben und biografische Netzwerke
Adolf von Hildebrand (1847–1921)

Geboren in Marburg als Sohn des Nationalökonomen Bruno Hildebrand und der aus einer jüdischen Familie stammenden Clementine Guttentag. Er war einer der wichtigsten Bildhauer seiner Zeit, 1903 wurde ihm der bayerische Personaladel und 1913 der erbliche Adel verliehen. Mit dem Wittelsbacher Brunnen und dem Hubertusbrunnentempel stehen heute seine beiden Hauptwerke in München. Ab 1866 lernte er bei dem Münchner Bildhauer Caspar von Zumbusch. 1867 reiste er mit ihm nach Italien; in Florenz hatte er – mittlerweile als Familienvater – lange seinen Hauptwohnsitz. 1898 zog die Familie in die von Hildebrand entworfene Künstlervilla in Bogenhausen, das heutige Hildebrandhaus.
Mehr Infos:
- «Wohnen auf San Francesco di Paola. Hildebrands Welt» – (13.11.2024)
- «Adolf von Hildebrand – der Begründer der Münchner Bildhauerschule» – (6.10.2024)
- «Adolf von Hildebrand und San Francesco di Paola in Florenz» – (7.10.2024)
Irene von Hildebrand (1846–1921)

Geboren in Heilbronn als Tochter des Erfinders und Industriellen Gustav Schäuffelen und Auguste Schäuffelen, geb. Seyffer, die einer schwäbischen Akademikerfamilie entstammte. 1877 heiratete sie Adolf von Hildebrand. Es ist ihre zweite Ehe nach der mit dem Schriftsteller Franz Koppel, mit dem sie einen Sohn hat, Alfred Hildebrand-Koppel. Die folgenden 44 Jahre war sie Hildebrand eine geistig ebenbürtige Partnerin und trug durch ihre Unterstützung maßgeblich zu seinem Erfolg bei. Ihre von Hildebrand 1885 angefertigte Büste befindet sich im Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.
Mehr Infos:
- «Irene von Hildebrand: Biografie einer Frau zwischen Kunst, Liebe und Selbstbestimmung» – (14.5.2025)
- «Wohnen auf San Francesco di Paola. Hildebrands Welt» – (13.11.2024)
Die Kinder von Irene und Adolf von Hildebrand – Zwischen Kunst, Religion und Zeitgeschichte
Von 1877 und 1889 wurden auf San Francesco sechs Kinder geboren, fünf Mädchen und ein Junge:
Eva, genannt «Nini» (1877–1962)
Musikalisch sehr begabt, begleitete sie ihren Vater mehrfach nach München, als dieser 1891 am Wittelsbacher Brunnen arbeitete. 1902 heiratete sie den Architekten Carlo Sattler. Der Sohn von Hildebrands Jugendfreund Ernst Sattler wurde 1898 Hildebrands Mitarbeiter und wirkte an Bau- und Brunnenprojekten mit. Das Paar hatte vier Kinder und ließ sich Ende der 1920er-Jahre scheiden. Der älteste Sohn Bernhard Sattler hat viele Erinnerungen an die Großeltern gesammelt und 1962 mit «Adolf von Hildebrand und seine Welt. Briefe und Erinnerungen» den umfangreichen Briefwechsel seines Großvaters herausgegeben.
Elisabeth, genannt «Lisl» (1878–1956)
Zeigte schon früh eine künstlerische Begabung und gestaltete gemeinsam mit ihrer Schwester Irene einige Wände von San Francesco mit Fresken. Nach der ersten künstlerischen Erziehung durch ihren Vater nahm sie in den 1890er-Jahren Unterricht bei Karl von Pidoll, einem Schüler von Hans von Marées. 1902 heiratete sie Christoph Brewster, den Sohn von engen Freunden ihrer Eltern. Das Paar lebte zehn Jahre in Rom und hatte drei Kinder. 1913 konvertierte Elisabeth zum Katholizismus. Innerhalb weniger Jahre konvertierten auch alle ihre Geschwister.
Irene, genannt «Zusi» (1880–1961)
Wie ihre Schwester Elisabeth künstlerisch begabt, wurde sie von ihrem Vater in Bildhauerei unterrichtet und erhielt schon auf San Francesco ein eigenes kleines Atelier. Sie heiratete Theodor Georgii und war in München selbst als Bildhauerin tätig.
Mehr Infos:
Silvia, genannt «Vivi» (1884–1926)
Galt als das introvertierteste Kind der Hildebrands. 1904 heiratete sie den belgischen Maler Georges-Marie Baltus, 1918 wurde der gemeinsame Sohn Ado geboren. Sie verfasste ein Libretto, das ihr Schwager Walter Braunfels nach ihrem Tod als Vorlage für seine 1930 uraufgeführte Oper «Galatea» nutzte.
Berta, genannt «Bertele» (1886–1963)
Musizierte und komponierte schon als kleines Mädchen Kinderopern, die vom gleichaltrigen Wilhelm Furtwängler instrumentalisiert wurden. Mit diesem war sie zeitweilig verlobt, heiratete aber 1909 den Komponisten und Pianisten Walter Braunfels. Das Paar hatte vier Kinder, darunter den Kunsthistoriker Wolfgang Braunfels. Dessen Ehefrau Sigrid Esche-Braunfels verfasste eine umfangreiche Monografie über Adolf von Hildebrands Werk.
Dietrich, genannt «Gogo» (1889–1977)

Studierte ab 1906 Philosophie in München und promovierte bei Edmund Husserl in Göttingen. Mit seiner ersten Ehefrau Margarete Denck hat er einen Sohn, Franz, geboren 1912. Nach seiner Konversion zum Katholizismus entwickelte er eine katholische geprägte, phänomenologische Wertphilosophie. Den Nationalsozialismus und den Kommunismus lehnte er gleichermaßen ab. Schon in den 1920er-Jahren engagierte sich Dietrich von Hildebrand gegen Hitler. Ab 1933 im Exil, floh die Familie 1938 in die USA. In New York lehrte er bis 1960 Religionsphilosophie an der Fordham University. Nach Margaretes Tod 1957 heiratete er seine ehemalige Studentin Alice Jourdain.
Mehr Infos:
Alfred Hildebrand-Koppel, genannt «Dedi» (1870–1896)
Entstammte der ersten Ehe Irene von Hildebrands mit dem Schriftsteller Franz Koppel und lebte von 1876 bis 1884 in Florenz. 1884 besuchte er das Gymnasium in Jena und wohnte bei Adolf von Hildebrands Schwester Sophie Fromann. In Jena, München und Leipzig studierte er Jura, promovierte und legte das Staatsexamen ab. Beim einjährig-freiwilligen Militärdienst zog er sich ein Herzleiden zu, an dem er mit 26 Jahren starb. Hildebrand hatte eine enge Beziehung zu seinem Stiefsohn und adoptierte ihn 1889.
Mitglieder der Fürstenhäuser – Adel, Politik und gesellschaftlicher Wandel
Prinz Rupprecht von Bayern (1869–1955)
Geboren in München als ältester Sohn von König Ludwig III. und Maria Theresia Erzherzogin von Österreich-Este. Er war der letzte bayerische Kronprinz und der erste Prinz, der ein öffentliches Gymnasium besuchte: das Maximiliansgymnasium in Schwabing. Im Ersten Weltkrieg war er Heerführer in der deutschen Armee. Nach der Novemberrevolution 1918 engagierte er sich gegen den aufkommenden Nationalsozialismus. Nach dem Tod seiner ersten Frau Marie Gabrielle heiratete er 1921 Prinzessin Antonia von Luxemburg und Nassau, mit der er sechs Kinder hatte. 1939 ging er ins Exil nach Italien. Bis zu seinem Tod bemühte er sich vergeblich um die Wiedereinführung der Monarchie in Bayern.
Herzogin Marie Gabrielle in Bayern (1878–1912)
Geboren im bayerischen Ort Tegernsee als Tochter des Herzogs Carl Theodor und seiner zweiten Frau Marie José von Portugal. Durch ihre Heirat mit Prinz Rupprecht von Bayern im Jahre 1900 wurde sie die letzte bayerische Kronprinzessin. Das Paar hatten fünf Kinder, von denen mit Albrecht nur eines das Erwachsenenalter erreichte, er starb 1996 mit 91 Jahren.
Marie Gabrielle starb mit nur 34 Jahren an einem Nierenleiden.
Prinzregent Luitpold Karl Joseph Wilhelm von Bayern (1821–1912)

War von 1886 bis zu seinem Tod Prinzregent des Königreiches Bayern; zunächst für drei Tage für seinen Neffen König Ludwig II., dann für dessen psychisch kranken Bruder Otto I. Die Stadt München brachte während seiner Regentschaft, der Prinzregentenzeit, eine große kulturelle Blüte hervor. Für Bayern bedeutete sie hingegen die allmähliche Rückstellung bayerischer Interessen hinter denen des Deutschen Reichs. Das von Adolf von Hildebrand angefertigte Reiterstandbild von Prinzregent Luitpold steht vor dem Bayerischen Nationalmuseum in der Prinzregentenstraße.
Weitere Persönlichkeiten – Künstler*innen, Intellektuelle, Verfolgte und NS-Verflechtungen
Benno Becker (1860–1938)
Geboren im baltischen Memel als Sohn des jüdischen Unternehmers Moritz Becker und dessen Frau Henriette, geb. Isenheim. Er war ein international erfolgreicher Maler – hauptsächlich von Landschaften – und Kunstkritiker. Mit Anfang 20 ging er zum Studium der Archäologie und Kunstgeschichte nach München. Als Gründungsmitglied der Münchener Secession war er auch deren langjähriger Schriftführer. 1902 wurde er zum königlichen Professor ernannt. 1905 bezog er die von Paul Ludwig Troost für ihn entworfene Künstlervilla in Bogenhausen. 1936 verbot ihm die Reichskammer der bildenden Künste die «Ausübung des Berufsfeldes Maler und Graphiker, sowie die Berufsbezeichnung Maler und Graphiker».
Johanna «Hansi» Becker (1904–1977)
Geboren als Tochter des jüdischen Malers und Professors Benno Becker und dessen Frau Franziska, geb. Pichlmayr. Nach einer Ausbildung zur Tänzerin trat sie mit eigenen Tanzgastspielen auf, meist zusammen mit ihrer Partnerin Charlotte «Charlie» Genest. 1932 eröffnete sie eine eigene Tanzschule. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft erhielt sie ab 1935 Unterrichts- und Auftrittsverbot. Während der NS-Zeit war sie zu verschiedenen Tätigkeiten «untergeordneter Stellung» gezwungen, die ihre Gesundheit stark angriffen. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete sie gemeinsam mit Charlotte Genest als Tanzpädagogin.
Martin Bormann (1900–1945)
Geboren in Halberstadt, war ein deutscher Funktionär der NSDAP. Er gehörte dem Stab der SA-Führung und der Reichsleitung der NSDAP an. 1938 erwarb er im Zuge der «Arisierung» von Franziska Becker, der Witwe von Benno Becker, die Villa in der Maria-Theresia-Straße 26. 1943 wurde er Sekretär und Stellvertreter von Adolf Hitler. Gegen Kriegsende floh er aus dem Führerbunker in Berlin und starb Anfang Mai 1945, vermutlich durch Suizid.
Elisabeth Braun (1887–1941)

Geboren in München als Tochter eines angesehenen jüdischen Ehepaares. Sie studierte Rechtswissenschaften und ließ sich an einer privaten Hochschule als Lehrerin für neuere Sprache ausbilden. Als Beruf gab sie oftmals «Schriftstellerin» an, ein literarisches Werk von ihr ist bislang nicht bekannt. 1934 erwarb sie das Hildebrandhaus und beherbergte hier ab 1937 15 verfolgte Menschen jüdischer Herkunft. 1941 wurde sie vom NS-Regime enteignet, nach Kaunas/Litauen verschleppt und dort wegen ihrer jüdischen Herkunft ermordet.
Mehr Infos:
- «Elisabeth Braun und die Monacensia – Ein Vermächtnis in Spuren» – (27.1.2024)
- «Elisabeth Braun und andere verschwundene Frauen – Suchstrategien in der Frauenforschung» – (30.06.2021)
Elsa Bruckmann (1865–1946)

Geboren als Prinzessin Cantacuzène in Gmunden-Traundorf als älteste Tochter des Theodor Fürst Cantacuzène und der Caroline Gräfin Deym von Střitež. Obwohl sie der russisch-bayerischen Linie eines griechisch-byzantinischen Adelsgeschlechts entstammte, war der materielle Hintergrund der Familie prekär, sie besuchte öffentliche Schulen. 1898 heiratete sie Hugo Bruckmann. Am 26. Januar 1899 lud sie mit ihrem Mann zum ersten Salonabend, bei dem Houston Stewart Chamberlain sein Buch «Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts» präsentierte. Sie war eine Verehrerin Adolf Hitlers und bot ihm in ihrem Salon eine Bühne.
Mehr Infos:
- «‹Wie schön ist’s hier!› – Der Salon Bruckmann» – (17.10.2024)
Hugo Bruckmann (1863–1941)
Geboren in München als Sohn des Verlegers Friedrich Bruckmann. Ab 1881 arbeitete er in dessen Verlag, 1898 übernahm er gemeinsam mit seinem Bruder die Verlagsleitung. Schon vor 1900 veröffentlichte er völkische und deutschnationale Schriften, unter anderem von Houston Stewart Chamberlain. Er bekannte sich früh zum Nationalsozialismus, trat der NSDAP bei und schaffte es, seinen Verlag als «kriegswichtig» einstufen zu lassen, sodass er weiterhin Bücher drucken und verkaufen durfte. Der von seiner Frau Elsa Bruckmann geführte Salon wurde zu einem bedeutenden Treffpunkt für Kunstschaffende und Intellektuelle nicht nur aus München.
Mehr Infos:
- «‹Wie schön ist’s hier!› – Der Salon Bruckmann» – (17.10.2024)
Houston Steward Chamberlain (1855–1927)
Geboren in Portsmouth, England in eine wohlhabende Adelsfamilie, verfasste mehrere populärwissenschaftliche, von einer antisemitischen Haltung geprägte Werke. Er genoss eine internationale Ausbildung, die ihn unter anderem nach Genf, Dresden und Wien führte. Chamberlain beschäftigte sich mit Richard Wagner, Goethe, Schiller und Kant. Er schrieb auf Deutsch und Französisch. 1899 veröffentlichte er im Verlag von Hugo Bruckmann mit «Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts» einen internationalen Bestseller, der sich zum Standardwerk des rassistischen und ideologischen Antisemitismus in Deutschland entwickelte.
Mehr Infos:
- «‹Wie schön ist’s hier!› – Der Salon Bruckmann» – (17.10.2024)
Ludwig Curtius (1874–1954)
Geboren in Augsburg als Sohn eines Arztes, war Klassischer Archäologe und Privatdozent. Er studierte erst Jura, ließ sich dann aber von dem Archäologen Adolf Furtwängler für die alte Kunst begeistern und begleitete diesen auf Studienreisen nach Italien, Frankreich, Griechenland. Um 1900 promovierte er in München und unterrichtete in dieser Zeit auch Wilhelm Furtwängler und Dietrich von Hildebrand. Nach seiner Habilitation 1907 in München lehrte er als Professor in Erlangen, Freiburg und Heidelberg. Ab 1928 war er Direktor der Abteilung Rom des «Archäologischen Instituts des Deutschen Reichs».
Eleonora Duse (1858–1924)
Geboren in Vigevano in eine italienische Schauspielerfamilie, galt international als eine der begabtesten Theaterschauspielerinnen ihrer Zeit. Schon als Vierjährige stand sie auf der (Familien-)Bühne, mit fünfzehn spielte sie in der Arena von Verona die Hauptrolle in «Romeo und Julia». Gastspiele führten sie quer durch Europa, nach Russland, Ägypten, Nord- und Südamerika – und mehrmals nach München. Ihr von Adolf von Hildebrand 1910 angefertigtes Porträt befindet sich im Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.
Conrad Fiedler (1841–1895)
Geboren im sächsischen Oederan. Der studierte Jurist war ein bedeutender Kunstsammler, -kritiker, -theoretiker und Mäzen. In Rom lernte er Hans von Marées und Adolf von Hildebrand kennen und förderte Hildebrand fortan. In seiner 1887 veröffentlichten Schrift «Über den Ursprung der künstlerischen Tätigkeit» analysierte Fiedler die Bedeutung von Kunst für die Erkenntnis von Welt. 1874/75 schuf Hildebrand eine Büste von Fiedler und 1896 eine Gedenktafel für ihn; beides befindet sich im Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.
Mehr Infos
- «Adolf von Hildebrand und San Francesco di Paola in Florenz» – (7.10.2024)
Wilhelm Furtwängler (1886–1954)
Geboren in Schöneberg bei Berlin als Sohn des Archäologen Adolf und der Malerin Adelheid Furtwängler, aufgewachsen in München. Als Komponist und Dirigent galt er als einer der bedeutendsten seiner Zeit. Seine Rolle im NS-Regime wird unterschiedlich bewertet. Er dirigierte Konzerte zu Hitlers Geburtstag und für andere Parteigrößen, spielte aber auch Stücke von geächteten Musikern und setzte sich für jüdische Kollegen ein. In der Nachkriegszeit erhielt er erst Dirigierverbot und wurde später dank der Unterstützung von jüdischen Musikern und seiner Sekretärin entlastet.
Theodor Georgii (1883–1963)
Geboren im russischen Borowitschi in eine schwäbische Familie. Der Bildhauer studierte unter anderem 1905 an der Münchner Kunstakademie bei Adolf von Hildebrand und arbeitete auch mit in dessen Atelier. 1907 heiratete er Hildebrands Tochter Irene.
Annette Kolb (1870–1967)

Geboren in München als Tochter des Münchner Gartenarchitekten Max Kolb und der Pariser Pianistin Sophie Danvin, war eine Schriftstellerin. Sie setzte sich zeitlebens für die deutsch-französischen Beziehungen ein und wurde dafür zum Ritter der französischen Ehrenlegion erhoben und mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Ab 1889 veröffentlichte Kolb Essays und Literarisches. Für ihr Romandebüt «Das Exemplar» erhielt sie 1913 den Fontane-Preis.
Mehr Infos:
- «Annette Kolb schreibt und spricht gegen den Krieg» – (5.5.2022)
Franz von Lenbach (1836–1904)
Geboren in Schrobenhausen als Sohn eines Stadtmaurermeisters. Er galt als der wichtigste deutsche Porträtmaler seiner Zeit und prägte den Mythos von München als Kunststadt um 1900 entscheidend mit. 1882 wurde der «Münchner Malerfürst» zum Ritter von Lenbach geadelt. Auf einem 1886 erworbenen Grundstück in direkter Nähe zum Königsplatz entstand seine gemeinsam mit dem Architekten Gabriel von Seidl geplante Münchner Künstlervilla, das Lenbachhaus. In seinem öffentlich zugänglichen Atelier porträtierte er Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und der höheren Gesellschaft.
Hermann Levi (1839–1900)
Geboren in Gießen als Sohn des hessischen Landesrabbiners Benedikt Levi. Als Dirigent und Komponist übernahm er 1872 das Amt des Generalmusikdirektors und Hofkapellmeisters in München. Er war der wichtigste Mitarbeiter Richard Wagners bei den Bayreuther Festspielen, weigerte sich aber, auf dessen Wunsch zum Christentum zu konvertieren. Da seine Bedeutung für die Musik aufgrund seiner jüdischen Herkunft vom NS-Regime heruntergespielt wurde, geriet er in Vergessenheit. Im Juli 2021 wurde zu seinem Andenken die Orchesterakademie des Bayerischen Staatsorchesters umbenannt in «Hermann-Levi-Akademie».
Hans von Marées (1837–1887)
Geboren im nordrhein-westfälischen Elberfeld in eine französisch-niederländische Adelsfamilie, war ein Zeichner und Maler. Nach seinem Studium an der Berliner Akademie ging er 1857 nach München, von wo aus er des Öfteren Italien bereiste und dort auch länger verweilte. In Rom freundete er sich mit Adolf von Hildebrand an und arbeitete für einige Projekte mit ihm zusammen. Nachdem das Experiment einer Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mit Hildebrand und Conrad Fiedler in San Francesco di Paola gescheitert und die Freundschaft zerbrochen war, ließ er sich 1875 in Rom nieder.
Mehr Infos:
- «Adolf von Hildebrand und San Francesco di Paola in Florenz» – (7.10.2024)
Robert von Mendelssohn (1857–1917)
Geboren in Berlin in eine namhafte deutsch-jüdische Familie, war wie sein Vater Bankier und machte sich als Kunstsammler und Mäzen einen eigenen Namen. 1898 heiratete er die Pianistin Giulietta Gordigiani. Ab 1884 war er Teilhaber des 1795 gegründeten Berliner Bankhauses Mendelssohn & Co., das im Zuge der «Arisierung» 1938 aufgelöst wurde. Mendelssohn war Mitstifter mehrerer Gemälde für die Neue Pinakothek in München, unter anderem von Paul Cézanne, Gustave Courbet, Paul Gauguin und Henri Toulouse-Lautrec.
Franziska zu Reventlow (1871–1918)

Geboren in Husum in eine preußische Landratsfamilie, war eine Schriftstellerin, Übersetzerin und Künstlerin. Nach einer Lehrerin-Ausbildung ging sie mit 22 Jahren nach München, um das Malen und Bildhauen zu erlernen. Sie wurde Teil der Münchner Boheme und veröffentlichte erste Texte in der Zeitschrift «Simplicissimus». Ihren Sohn Rolf zog sie allein auf und unterrichtete ihn selbst. In Texten und Essays setzte sie sich mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft auseinander, kritisierte bürgerliche Ehe, christliche Moral und Militarismus. 1910 ging sie nach Ascona, wo sie den Großteil ihres literarischen Werks verfasste.
Mehr Infos:
- «Franziska zu Reventlow und ihr Sohn Rolf: Das Liebste auf der Welt in Gefahr» – (18.05.2021)
- YouTube-Video: «Franziska zu Reventlow – Frei. Ganz frei #FrauenDerBoheme»
Auguste Rodin (1840–1917)
Geboren in Paris als Sohn eines Polizeibeamten, war Bildhauer und Zeichner und gilt als Wegbereiter der Moderne. Er selbst bezeichnete seine künstlerische Arbeit als «Brücke zwischen Gestern und «Morgen». Zu seinen bekanntesten Werken zählen das «Höllentor» («La porte de l’enfer») und «Die Bürger von Calais».
Gabriel von Seidl (1848–1913)
Geboren in München als Sohn eines Bäckermeisters und der Tochter eines Brauereibesitzers. Eine Schlosserlehre brach er nach dem Tod des Vaters ab, wechselte zum Architekturstudium und wurde zu einem der wichtigsten Architekten seiner Zeit. Unter seiner Leitung entstanden unter anderem der Neubau des Bayerischen Nationalmuseums, das Deutsche Museum sowie die Künstlervillen von Franz von Lenbach und Adolf von Hildebrand. 1913 erhielt er die Ehrenbürgerschaft von München.
Ethel Smyth (1858–1944)

Geboren im englischen Kent in ein bürgerlich-viktorianisches Elternhaus, studierte am Konservatorium Leipzig Komposition. Sie war eine erfolgreiche Komponistin, Literatin und Frauenwahlrechtskämpferinnen.
Mehr Infos:
- «Ethel Smyth – eine musikalische Zeugin» – (30.9.2024)
Franz von Stuck (1863–1928)
Geboren im niederbayerischen Tettenweis in eine katholische Bauern- und Müllerfamilie, war ein Maler, Grafiker und Bildhauer und wurde wie Franz von Lenbach als «Münchner Malerfürst» betitelt. Sein Gemälde «Die Sünde» sorgte 1893 bei der ersten Ausstellung der Münchener Secession für einen Skandal. Es wurde zum Kultbild des Fin de Siècle und machte Stuck zum Star der neuen Künstlergruppe. 1897/98 ließ er seine Künstlervilla in Bogenhausen errichten, deren Architektur in die moderne Baukunst führt. Er war Professor an der Münchner Kunstakademie und erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter 1928 die Ehrendoktorwürde Dr.-Ing. der TU München.
Paul Ludwig Troost (1878–1934)
Geboren im nordrhein-westfälischen Elberfeld als Sohn eines Buchbinders, war ab 1900 als Architekt in München tätig. 1930 lernte er im Salon von Elsa Bruckmann Adolf Hitler kennen, der ihn mit dem (Um-)Bau repräsentativer Bauten beauftragte, darunter die NSDAP-Parteizentrale, das «Braune Haus» beim Königsplatz. Hitler erklärte Troost posthum zum Urheber einer «Neuen Deutschen Baukunst» und erhob den Stil zum architektonischen Leitbild. 1934 eröffnete seine Frau Gerdy Troost mit einem Mitarbeiter das Architekturbüro Atelier Troost, um die Entwürfe, unter anderem fürs «Haus der Deutschen Kunst», detailgenau auszuführen.
Cosima Wagner (1837–1930)
Geboren in Bellagio am Comer See als uneheliche Tochter der Schriftstellerin Gräfin Marie d’Agoult und des österreichisch-ungarischen Komponisten Franz Liszt. Nach dem Tod ihres zweiten Mannes, dem Komponisten Richard Wagner, war sie von 1883 bis 1906 die Leiterin und Regisseurin der Bayreuther Festspiele. Mit ihrem ersten Mann, dem Komponisten Hans von Bülow, lebte sie bereits ab 1864 in München. Sie bewegte sich in Münchens Gesellschaft, pflegte schon damals eine Affäre mit Richard Wagner und setzte sich bei König Ludwig II. für diesen ein.
Karl Wiesel (1881–1941)
Geboren im österreichisch-ungarischen Schurawno (in der heutigen Ukraine), lebte ab Beginn des 20. Jahrhunderts in München. Er gilt als Filmpionier, war Unternehmer und Filmproduzent.
Hinweis zur Leseführung:
Fett gedruckte Namen verweisen auf Einträge im Personenregister.
Fett gedruckte Begriffe sind im separaten Glossar zur Ausstellung «Maria Theresia 23. Biografie einer Münchner Villa» erklärt, Artikel erscheint am 18. Mai hier im MON_Mag, oder/und herunterladbar als PDF zur Ausstellung.
Redaktion: Tina Rausch
Text: Tina Rausch & Sylvia Schütz

Headerbild des Artikels:
- Bildquelle: Irene von Hildebrand: Architekturmuseum der TUM, hild-53-1001
- Adolf von Hildebrand: Architekturmuseum der TUM, hild-314-1002