Im Dezember 2019 hat die Monacensia den umfangreichen literarischen Nachlass von Barbara Bronnen erhalten. Darin findet sich auch dieser kleine Schatz, ein Ostergruß an die Großmutter, der zeigt, dass die Lust am Schreiben ihr in die Wiege gelegt war und bereits früh zum Einsatz kam:
Liebe Omi! Ich hoffe, es geht Dir gut. Im April haben wir ein richtiges Chorkonzert.Ich habe schon wieder einen Auftrag: ich muß eine 3. Strophe zu „Ein Männlein steht im Walde“ dichten (fürs Konzert.) Recht frohe Ostern! Barbara
Die Wahlmünchnerin Barbara Bronnen, eigentlich gebürtige Berlinerin und in Österreich aufgewachsen, beeinflusste als Lektorin, Herausgeberin, Redakteurin, Journalistin und freie Schriftstellerin nachhaltig die Münchner Kulturszene und wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt.
Sie war tief verwurzelt in Schwabing, aber auch in der Toskana, der sie mehrere Werke widmete. Ihr umfangreiches literarisches Werk, das scharfsinnig geschichtliche, politische und gesellschaftliche Entwicklungen aufgreift und ein tiefes Verständnis für alles (Zwischen)menschliche beweist, umfasst sowohl Sachliteratur als auch Belletristik. Bekannt wurde sie durch die literarische Auseinandersetzung mit ihrer Familiengeschichte.
Insbesondere beschäftigte sie die Beziehung zu ihrem Vater Arnolt Bronnen, einem umstrittenen Dramatiker der Weimarer Zeit. Zunächst Anhänger des Nationalsozialismus, der seine jüdische Herkunft verleugnete, wandte er sich dann dem Kommunismus zu und siedelte 1955 nach Ostberlin über.
Auch „Feldherrnhalle“ (2016), die letzte Publikation der am 10. August 2019 in München verstorbenen Literatin, ist eine Spurensuche: eine kritische Auseinandersetzung mit bayerischer und deutscher Geschichte. Trotz aller Bedeutungsschwere findet sich sogar in diesem Werk eine Art Ostergruß der für ihre Herzlichkeit und Lebenslust bekannten Schriftstellerin:
Aus der Theatinerkirche erklingt der Chor einer Messe von Orlando di Lasso, und ein Schauer überzieht mich. Der volle Klang von der Empore schafft sich Raum in der Feldherrnhalle, die den Klang ausstößt, aufs neue freiläßt und ihm Bewegung gibt. Die klaren Töne sind wie Osterglocken, die auf den Odeonsplatz fallen, die Musik ist eine Osterglockenwiese, die golden erstrahlt.
Barbara Bronnen, Feldherrnhalle, Europa Verlag 2016, S. 46
Der Nachlass ist noch nicht vollständig bearbeitet und kann daher noch nicht vorgelegt werden.
Autorin: Dr. Katja Jakob, Literaturarchiv Monacensia