Jiddische Stimmen nach 1945 – Teil 2: Deutsche Täter*innengesellschaft

Alle waren unschuldig, alle im Widerstand? – So inszenierte sich die deutsche Nachkriegsgesellschaft nach 1945. Die Texte von Mates Olitski, Shloyme Berlinski, Malke Kelerikh und Baruch Graubard bürsten diese Selbstentlastung mit literarischer Schärfe gegen den Strich. Sie klagen die Selbstgerechtigkeit an, entlarven die Legenden der Schuldabwehr und geben den Überlebenden eine Stimme gegen das Schweigen.

Rachel Salamander, Beno Salamander und Eli Teicher lesen diese Gedichte und Kurzgeschichten. Im Artikel finden Sie die vorgelesenen Texte zum Nachlesen – sowohl in deutscher Übersetzung als auch in jiddischer Sprache.

Ein Beitrag zum Monacensia-Dossier «Schejres Haplejte».

Deutsche Täter*innengesellschaft

Mates Olitski: «Das blaue Kleid»

Wie gut es dir doch steht, das blaue Kleid, wie schön!
Apollo könnte so mit dir spazieren gehen.
Der dünne Stoff ist durchsichtig und rein.
Es macht dich schlank, grazil, so jugendlich, so fein.
Wie reizend siehst du in dem Kleid doch aus!
Doch stammt es nicht aus unserm toten Haus?

Wie gut dir heute dieses blaue Kleid doch steht!
Wie angegossen, wie für dich genäht
Umschmiegt es deine Taille. Und es schwebt
So zärtlich mit, wenn sich dein Busen hebt.
Das schöne blaue Kleid, es ist jetzt dein.
Trug es nicht einmal unser Schwesterlein?

Wie gut dir dieses blaue Kleid doch passt!
Wie schmeichelnd es deinen Leib umfasst.
So wie der Himmel strahlt, strahlt auch dein Blick.
Du schaust dich an, und du genießt dein Glück.
Wie gut es dir doch steht, das blaue Kleid, wie gut.
Sieht man darauf nicht einen Tropfen Blut?

מאַטעס (מתּתיהו) אָליצקי
דאָס בלויע קלייד1

ווי שיין עס איז אויף אײַך דאָס בלויע קלייד, ווי שיין!
דער דינער שטאָף איז דורכזיכטיק און ריין.
ער מאַכט אײַך שלאַנק, גראַציעז און פֿול מיט יונגן חן,
אַפּאָלאָ קאָן מיט אײַך שפּאַצירן גיין.
ווי שיין עס איז אויף אײַך דאָס בלויע קלייד, ווי שיין!
איז דאָס ניט פֿון אונדזער טויטער היים?

ווי גרויסאַרטיק עס ליגט אויף אײַך דאָס בלויע קלייד!
גלײַך ווי אָנגעמאָסטן. גלײַך אויף אײַך גענייט
גערונדיקט אין דער טאַליע. און ווען איר גייט
שפּאַרן זיך די בריסט מיט אַ הייסער פֿרייד.
ווי גרויסאַרטיק עס ליגט אויף אײַך דאָס בלויע קלייד!
איז דאָס ניט פֿאַר אונדזער שוועסטערל געווען גענייט?

ווי גוט עס איז פֿאַר אײַך דאָס בלויע קלייד, ווי גוט!
זײַן ווייכקייט מאַכט אײַך שמייכלענדיק באַרוט
און ווי דער הימל מילד. אַ זעליקע מינוט
שפּרײט אײַער בליק, וואָס איז מיט גוטסקייט פֿול.
ווי גוט עס איז פֿאַר אײַך דאָס בלויע קלייד, ווי גוט!
זעט מען ניט אויף דעם אַ טראָפּן בלוט?




Shloyme Berlinski: «Auf deutscher Erde»

Ich stehe an einem kleinen bayerischen Bahnhof im Osten Münchens, mitten in einem Eisenbahnknotenpunkt mit verschiedenen Stationen, die fünf Minuten Fahrt auseinander liegen.
Jeden Tag fahren hier siebenundzwanzig elektrische Züge durch.
Alle vierzig bis fünfzig Minuten strömen einige Dutzend Passagiere in den Bahnhof und versickern sofort wieder. Wieder liegen die Gleise so gepflegt und still da, dass Vögel ungestört auf ihnen herumhüpfen. Bis die nächsten Reisenden ankommen. Und alles passiert pünktlich auf die Minute, auf die Sekunde. Die Passagiere, die Deutschen, wissen auf den Moment genau, wie lang der Weg von zu Hause zum Bahnhof dauert, wie lang man braucht, um einen Fahrschein zu lösen, und in dem Moment, wo du auf die Uhr schaust, ist der Zug auch schon da.
Heute erschreckt mich diese deutsche Pünktlichkeit; sie lässt mich immer wieder von neuem erschauern. Wir Juden waren dieser grausamen Genauigkeit mit unserem Leben und unserem Tod unterworfen. Jeder Zug, der auf die Sekunde genau einfährt, löst Angst in mir aus.
Es ist ein schöner Novembertag. Die Sonne zerfließt im nebligen Himmel und sieht aus wie ein schimmernder Teller aus Metall. Sie kommt aber nicht unter dieser Decke hervor, wärmt sich nicht, schickt keine ihrer Strahlen, die sonst hell und blendend alles durchfluten. Bleich ist sie und lau. Und doch ist sie so angenehm, die Novembersonne, wenn sie mit letzten Kräften durch den Nebel, durch dichte Wolken zu dir durchdringt, und Dankbarkeit dich erfüllt.
Auf dem offenen Bahnsteig unter dem Glasdach ist alles erleuchtet.
Der glatte Steinboden liegt da wie ein matter Spiegel, und jede deiner Bewegungen wird auf ihm sichtbar. Das Glasdach zwinkert in die Sonne und beginnt zu leuchten. Und es sieht aus, als unterstütze das Dach die Sonne, als helfe sie ihr dabei, mit ihren schwachen Kräften die Umgebung zu erhellen.
Jede Person, die man hier sieht, tritt so ungetrübt vor deine Augen, so klar, dass du meinst, ihn ganz erkennen zu können.
Ich stehe da und betrachte das Kommen und Gehen der Passagiere am Gleis, die fast alle Deutsche sind.
Irgendetwas gehen sie mich doch an, die Deutschen, ich habe doch noch eine Rechnung mit ihnen offen: Eine Familienrechnung – ich bin der einzige, der aus all den vielen Städtchen mit ihren Familien übrig geblieben ist; überdies eine Volksrechnung – sie haben mein Volk ermordet, aus dem ich all meine Energien gezogen habe. Und ich will es wirklich wissen: Ich will der Sache auf den Grund gehen. Was geht bei den Deutschen vor (nicht auf ihren Wahlplakaten)? Irgendwie sind sie doch schrecklich ruhig. Keine Unruhe, keine Gemütsregung. Sie verziehen keine Miene. Als ob überhaupt nichts geschehen wäre.
Ein Volk, auf dem die Sünde eines solchen Mordes lastet, die Millionen neuer Typen für das Verbrecheralbum dieser Welt geliefert hat – dass es sich so ruhig fühlen kann! Keine Strähne liegt auf der falschen Seite des Scheitels – alle sind sie gleich gekämmt. Und die Zeit läuft bei ihnen weiter wie gewohnt: Die Uhren laufen auf die Sekunde genau, die Züge treffen auf die Minute ein, sie essen zu festen Zeiten und schlafen pünktlich. Ist ihre heutige Ruhe nicht ein klarer Beweis für ihr Morden von gestern?
Wieso hat noch kein einziger deutscher Lokführer, der Waggons voller Menschen in die Vernichtungslager gebracht hat, wieso hat kein einziger von ihnen das Bild vor Augen, wie man die Opfer, die er in die Krematorien angeliefert hat, in die Öfen wirft? Bei dem Gedanken müsste sich ihm der Kopf drehen, der Zug, den er jetzt fährt, müsste er auf das falsche Gleis lenken, und eine Katastrophe müsste geschehen. Wieso sieht man nachts, wenn auch der schrecklichste Mörder einmal über seine Taten nachdenkt, wieso sieht man in so einer Nacht nicht einen Deutschen herumrennen und schreien: «Hilfe, ich habe Kinder verbrannt!»? Wieso habe ich in den Städten Deutschlands noch keinen von ihnen wie einen Irren herumrennen sehen und ihn schreien hören: «Ich habe gemordet!»?
Und vor meinem inneren Auge erscheint der Mann aus unserem Schtetl, der eine Lagerhalle mit Teer in Brand gesetzt hat, um die Versicherung zu kassieren. Die Flammen griffen auf die angrenzenden Häuser über. Für den Rest seines Lebens rannte er wie ein Irrer herum und hämmerte nachts an jüdische Fensterläden: «Hilfe, es brennt, jüdische Kinder, zu Hilfe!»
In wenigen Minuten fährt der Zug ein.
An verschiedenen Punkten des kleinen Bahnhofs warten Passagiere.
Nur zwei Juden sind unter ihnen, ich und ein grauhaariger Jude mit Bart.
Jeder von uns steht in einer anderen Ecke. Und um uns herum – Deutsche, Deutsche. Alle gut gepflegt: anständig, frisch gekämmt und gewaschen. Ihre Schuhe glänzen, obwohl es keine Schuhcreme gibt (vermutlich stellt jeder von ihnen irgendeinen Ersatz her).
Die meisten Männer tragen dunkelgraue Gehröcke, die Krägen mit Blättern bestickt, grüne Tiroler Jägerhüte mit Pfauenfedern auf der Seite. Aber ihre Gesichter – lange, harte, trockene, wirken auch mit den Pfauenfedern nicht weniger grausam. In der Regel kommen sie alle einzeln, steif, stramm, aufrecht.
Die meisten von ihnen rauchen gelassen kleine Pfeifchen, als würde gar nichts in ihnen vorgehen, als wären sie mit gar nichts beschäftigt. So dass es mir vorkommt, als reichten ihre Gedanken nicht weiter als der Rauch. Und in meiner Phantasie sehe ich die langen jüdischen Pfeifen. Wie hingebungsvoll rauchte man sie doch, wie viele dünne Rauschwanden breiteten sich aus, zogen sich ganz weit hin, bis in den Himmel.
Keiner, der es nicht weiß, käme auf den Gedanken, dass dieses Volk einen moralischen Zusammenbruch erlitten hat. Dass sie gezwungen waren, nicht mehr an den Menschen zu glauben, an die Kultur, an die Wissenschaft. Mit so einer Seelenruhe, so einer steifen Kälte, dass sie auf mein jüdisches Leid wie Messer wirken, die man auf eine Beule presst. Wie anders, denke ich, haben die Japaner auf die Niederlage ihrer Regierung reagiert: Eine Welle von Harakiris, die Bäuche schlitzte man sich auf. Aber sprich irgendeinen Deutschen an! Er wird dir sofort sagen, wie viele Knöpfe an seinem Rockärmel angenäht sind.
In noch schärferem Licht zeigen sich mir die Schönheiten, die deutschen Frauen. Bei ihnen würde nicht einmal dem Teufel einfallen, sie könnten irgendeine Verbindung mit all dem haben, das dem deutschen Volk passiert ist. Sie sind viel zu beschäftigt, sich die Haare zu frisieren und unschuldig weiße Söckchen zu stricken.
Sie sind so nett und ordentlich gekleidet, als wären sie einem Modejournal entstiegen. Eine puppenhafte Schönheit umgibt sie. Ihre Haare sind onduliert und die Nägel manikürt. Die Meisten von ihnen tragen Männerhosen, mit einer so scharfen Bügelfalte, als gäbe es darunter kein Bein aus Fleisch und Blut. Andere tragen die Strümpfe mit den komplizierten Mustern, die sie immer und überall stricken: beim Zahnarzt, im Kinofoyer. Auch bei ihnen verzieren grüne Blätter, aufgestickt auf ihre Kostüme, die „edlen Gewächse“. Und groß und ebenmäßig, frisiert und zugeknöpft gehen sie umher, so dass keiner den geringsten Verdacht hegen kann, dass diese Hausfrau, diese deutsche Frau, die ihrem Mann die Schuhe putzt und ihm wie eine Sklavin dient, dass diese Frau auch seine rechte Hand bei der völkischen Arbeit war, in nichts hinter ihm zurückstand. Sei es in den Vernichtungslagern, sei es bei allen anderen sadistischen Dingen. Sogar auf «wissenschaftlichem Gebiet», bei den Unterkühlungs- und anderen Experimenten war sie mit dem Mann auf einer Augenhöhe.
Es ist November. Die ersten Wintertage. Und das edle Geschlecht der Deutschen, die Frauen, ist in elegante Pelzmäntel gekleidet: Otter, Robbe, Tiger. Und ruhig gehen sie in den sorgfältig zugeschnittenen Pelzen auf dem Bahnsteig umher, gezähmt, gemessenen Schrittes, wie gut dressierte Tiere, die bald in die Arena müssen.
Mein Blick fällt auf eine junge Frau, die neben mir steht. Sie ist groß, kupferblond, und im Nacken fließen ihre langen frisierten Haare mit dem gestreiften Kragen zusammen, den sie trägt, mit gelb-schwarzen Streifen. Und vor meinen Augen springt mich plötzlich eine Tigerin an. Ja, eine Tigerin mit onduliertem Haar. Mit roten scharfen Krallen. Ich sehe, wie sie einen menschlichen Körper zerreißt und sich danach die Haare frisiert; wie sie auf ein Kind schießt und sich danach die Hände mit Toilettenseife wäscht und sich die Fingernägel lackiert. Aber es ist ein eigenartiger Tiger, der in seinem Morden nicht einmal faucht, sondern sich distanziert und spöttisch verhält und nicht wegen eines physischen Hungers tötet, sondern wegen des «geistigen» Vergnügens.
Einen Augenblick später sehe ich noch so eine, eine zweite, eine dritte. Als wären die Menschen aus ihrer Haut gekrochen, aus ihrer Gestalt und hätten sich in ihrem Innersten gezeigt. Ein Zug fährt schnell ein und zerreißt das Bild.

Gräfelfing bei München 1946.

שלמה בערלינסקי
2אויף דײַטשער ערד

איך שטיי אויף אַ בײַעריש וואָקזאַלכל, אויפֿן מיזרח־טייל פֿון מינכן, וואָס געפֿינט זיך אין דער מיט צווישן אַ קנופּ באַן־סטאַנציעלעך, אָפּגעטיילטע איינס פֿון ס’אַנדערע מיט אַ 5־מינוטיקער רײַזע.
צוגן, עלעקטרישע, לויפֿן דאָ 27 איבערן מעת־לעת הין און צוריק.
יעדע 40–50 מינוט פֿליסן אָן עטלעכע צענדליק פּאַסאַזשירן אויף דעם וואָקזאַלכל און ווערן גלײַך אויסגעשעפּט. ווידער ליגט דער באַנפּלאַנט אַ ציכטיקער, אַ שטילער, אַז פֿייגעלעך שפּרינגען דאָ אַרום אומגעשטערט ביז — עס באַווײַזן זיך נײַע רײַזענדע. און אַלץ קלאַפּט דאָ צו דער מינוט, צו דער סעקונדע. די פּאַסאַזשירן, די דײַטשן, ווייסן צו דער רגע, ווי לאַנג עס דויערט דער וועג פֿון דער היים צו דער סטאַנציע. ווי לאַנג מען דאַרף זיך עוסקן מיטן בילעט און — כאַפּסט אַ קוק אויפֿן זייגער — דער צוג איז דאָ.
מיך שרעקט הײַנט די דאָזיקע דײַטשע פּינקטלעכקייט, זי גרוילט מיך אויף ס’נײַ אויף. מיר ייִדן זײַנען דאָס מיט אונדזער לעבן און מיט אונדזער טויט אַרונטערגעפֿאַלן אונטער אַזאַ גרויזאַמער גענוייִקייט, אַזאַ שרעקלעכער פּינקטלעכקייט. און יעדער צוג, וואָס קומט אָן צו דער סעקונדע, וואַרפֿט אויף מיר אַ פּחד אָן.
ס’איז אַ שיינער נאָוועמבער־טאָג. די זון שמעלצט זיך אין אַ נעפּלדיקן הימל און בלאַנקט בלויז פֿאַרן אויג ווי אַ מעטאַלענער טעלער. פֿון איר פּוטערפֿאַס איז זי אָבער ניט אַרויס, די זון, ניט זי וואַרעמט, ניט זי שיקט אירע בונטן שטראַלן, וואָס פֿאַרפֿלייצן מיט זייער ליכטיקן בלענד — בלייך און לעבלעך. און דאָך איז זי אַזוי אָנגענעם, די נאָוועמבער־זון, וואָס רײַסט זיך צו דיר מיט די לעצטע כּוחות דורך אַלע נעפּלען, דורך כמאַרעס און וואָלקנס, און דו פֿילסט אַ דאַנקבאַרקייט.
אויף דער אָפֿענער באַנפּלאַטפֿאָרם, אונטערן גלאָזיקן דאַך, איז אַלץ אויפֿגעהעלט.
די גלאַטע שטיינער ליגן ווי אַ מאַטער שפּיגל, און שאָטענען דײַן יעדן קער און ווענד. דער גלאָזיקער דאַך ווינקט זיך איבער מיט דער זון און צינדט זיך אָן. און עס קומט עפּעס פֿאָר, ווי דער דאָזיקער דאַך וואָלט אַן אָנשפּאַר געווען פֿאַר דער זון, כּדי איר צו העלפֿן מיט אירע שוואַכע כּוחות באַשײַנען דעם אַרום.
יעדער מענטש, וואָס באַווײַזט זיך דאָ, איז אַזוי לויטער פֿאַרן אויג, אַזוי קלאָר, אַז דו מיינסט כאָטש, וועסט אים אין גאַנצן דערזען.
איך שטיי און קוק זיך אַזוי אײַן אין די פּאַסאַזשירן, כּמעט אַלע דײַטשן, וואָס דרייען זיך איבער דער באַנראַמפּע.
עפּעס גייען זיי דאָך מיך אָן, די דײַטשן, עפּעס האָב איך דאָך אַזאַ גרויסן חשבון מיט זיי: אַ פֿאַמיליען־חשבון — איינעם מיך געלאָזט פֿון שטעטלעך מיט משפּחות; הײַנט אַ פֿאָלקס־חשבון — אומגעבראַכט מײַן טייל פֿאָלק, פֿון וועמען איך האָב אַלע מײַנע זאַפֿטן געצויגן. און איך וויל טאַקע וויסן: וואָס ליגט בײַ זיי אויפֿן דנאָ, בײַ די דײַטשן (ניט אין זייערע וואַלפּלאַקאַטן). עפּעס זײַנען זיי דאָך אַזוי רויִק, אַזוי רויִק, קיין טרייסל, קיין צעטראָגנקייט, קיין פּינטל מיט אַן אויג, ווי עס וואָלט גאָרניט געשען.
אַ פֿאָלק, וואָס ליגט אונטער די זינד פֿון אַזאַ מאָרד, וואָס האָט אַרײַנגעשטעלט מיליאָנען גאָר נײַע טיפּן אין פֿאַרברעכער־אַלבאָם פֿון דער וועלט, און פֿילט זיך אַזוי רויִק. בײַ קיין איינעם פֿון זיי איז דאָך קיין איין האָר ניט אַריבערגעוואָרפֿן פֿון איין טייל שרונט אויפֿן אַנדערן — אַלע זײַנען זיי גלײַך פֿאַרקעמט. און די צײַט גייט בײַ זיי נאָרמאַל: די זייגערס שטימען צו דער סעקונדע, די באַנען קומען אָן צו דער מינוט, זיי עסן לויטן פֿאָרשריפֿט און שלאָפֿן צו דער צײַט. צי איז זייער הײַנטיקע רויִקייט ניט אַן איבעריקע באַשטעטיקונג פֿון זייער נעכטיקן מאָרד?
פֿאַר וואָס האָט נאָך פֿאַר קיין איין דײַטשן מאָטאָר־פֿירער, וועלכער האָט כּסדר געפֿירט צוגן מיט מענטשן צום פֿאַרברענען, פֿאַר וואָס האָט נאָך פֿאַר קיין איינעם פֿון זיי זיך ניט געשטעלט דאָס בילד פֿאַרן אויג, ווי מע ליפֿערט די קרבנות, וואָס ער האָט דערפֿירט אין קרעמאַטאָריע, אין אויוון אַרײַן; אַ מיש זאָל זיך אים טאָן אין געדאַנק און — דער צוג, וואָס ער פֿירט איצט, זאָל אַרויף אויף אַ צווייטער ליניע — אַ קאַטאַסטראָפֿע זאָל געשען; פֿאַר וואָס זעט מען ניט אין דער נאַכט, ווען דער שרעקלעכסטער רוצח באַזינט זיך אַ מאָל וועגן זײַנע מעשׂים, פֿאַר וואָס זעט מען ניט קיין איין דײַטש אַרומלויפֿן אין אַזאַ נאַכט און שרײַען: גוואַלד, כ’האָב פֿאַרברענט קינדער. פֿאַר וואָס האָב איך נאָך איבער די דײַטשע שטעט קיין איינעם פֿון זיי ניט געזען אַרומלויפֿן אַ משוגענעם און ער זאָל שרײַען: כ’האָב געמאָרדעט!
און פֿאַר מיר וואַקסט אויס דער ייִד פֿון אונדזער שטעטל, וואָס האָט געמאַכט אַ בורא־מאורי־האש איבער אַ שאָפּע מיט לעדער, כּדי צו באַקומען אַסעקוראַציע, און די פֿלאַמען האָבן פֿאַרצערט אַ פּאָר הײַזער אַרום. נאָר אַ גאַנץ לעבן איז דער ייִד נאָך דעם אַרומגעלאָפֿן אַ משוגענער און פֿלעגט בײַ נאכט קלאַפּן אין ייִדישע לאָדנס: גוואַלד, ס’ברענט, ייִדישע קינדער, ראַטעוועט!
ס’איז געציילטע מינוטן פֿאַרן אָנקומען פֿון צוג.
איבערן קליינעם באַנהויף זײַנען אין פֿאַרשיידענע פּונקטן צעוואָרפֿן פּאַסאַזשירן.
צוויי בלויז זײַנען ייִדן, איך און אַ גראָער ייִד מיט אַ באָרד. יעדער פֿון אונדז שטייט אין אַ באַזונדערן ווינקל. און אַרום אונדז — דײַטשן, דײַטשן. אַלע זײַנען זיי גוט אַרומגעזען: ציכטיק, פֿאַרקעמט, אַרומגעוואַשן. די שיך זײערע גלימערן, הגם ס’איז קיין פּאַסטע ניטאָ (מן־הסתּם מאַכט יעדער פֿון זיי עפּעס אַן ערזאַץ).
די מענער טראָגן ס’רובֿ טונקל גראָע סורדוטן מיט בלעטער אויסגענייט בײַם קראַגן, טיראָלער גרינע יעגער־קאַפּעליושלעך, מיט פּאַווע־פֿעדערן בײַ דער זײַט. נאָר די פּנימער זייערע — לאַנגע, האַרטע, טרוקענע, וואָס אַפֿילו די פּאַווע־פֿעדערן מאַכן זיי ניט פֿויגלדיק. זיי דרייען זיך אַממערסטן יעדער פֿאַר זיך שטײַף, אָנגעצויגן, פֿאַרדראָטעוועט.
דער רובֿ פֿון זיי פּיפּקעט קליינע פֿײַקעלעך אַזוי געלאַסן, ווי גאָרניט זאָל אויפֿגיין אין זיי, ווי זיי זאָלן מיט גאָרניט פֿאַרנומען זײַן, אַז מיר ווײַזט אויס, [אַז] זייערע געדאַנקען גייען ניט ווײַטער פֿונעם רויך. און אויפֿן דמיון קומט מיר די ייִדישע ליולקע־ציבעק, וויפֿל כּוונה מע האָט אין אין איר אַרײַנגעלייגט, וויפֿל דינעם געוועב איר רויך האָט געשפּרייט, וואָס האָט געצויגן העט, ביז צום כּיסא־הכבֿוד.
קיינער, וואָס ווייס ניט, וואָלט ניט געפּרוּווט זאָגן, אַז דאָס דאָזיקע פֿאָלק געפֿינט זיך נאָך אַ מאָראַלישן צוזאַמענברוך; אַז זיי האָבן דאָס געצוווּנגען אויפֿצוהערן גלייבן אינעם מענטש, אין דער קולטור, אין דער וויסנשאַפֿט. אַזאַ מנוחהדיקייט, אַזאַ שטײַפֿע קאַלטקייט, אַז בײַ מיין ייִדישער צעפּײַניקטקייט ווירקן זיי אויף מיר ווי אַ מעסער, וואָס מע פּרעסט דערמיט אַ בײַל צו. ווי אַנדערש, טראַכט איך, האָבן די יאַפּאַנער אויפֿגענומען זייער מלוכישע מפּלה: אַ כוואַליע פֿון כאַראַקיריס, מע האָט זיך פּשוט די בײַכער אויפֿגעשניטן, נאָר פּרוּווט גייט צו צו יעדן דײַטש און ער וועט אײַך גלײַך זאָגן, וויפֿל קנעפּלעך ער פֿאַרמאָגט אַפֿילו בײַם אַרבל פֿון זײַן רעקל.
אין אַ נאָך שאַרפֿערער ליכט ווײַזן זיך די יפֿיפֿיות, די דײַטשע פֿרויען. בײַ זיי וועט שוין דעם שׂטן אַליין ניט אײַנפֿאַלן, אַז זיי האָבן עפּעס אַ שײַכות „מיט דעם אַלעם“, וואָס איז געשען בײַם דײַטשן פֿאָלק. זיי זײַנען דאָך אַזוי אַרײַנגעטאָן מיטן לאָקן זיך די האָר, מיטן אומשולדיקן שטריקן ווײַסע זעקעלעך.
זיי גייען אַזוי נעט און צוגעקליבן, ווי זיי וואָלטן אַרויסגעשפּרונגען פֿון אַ מאָדע־זשורנאַל, וואָס אַ פּופּעוואַטע שיינקייט באַגלייט דאָס. די האָר בײַ זיי — אָנדולירט און די נעגל — מאַניקירט. זיי טראָגן אַממערסטן מענערישע הויזן מיט אַזאַ אַרויסגעשאָסענעם קנייטש, ווי עס וואָלט ניט דאָרט קיין קנאָכיקער פֿוס געזעסן, נאָר אַ פֿײַלן־בויגן. אַנדערע גייען אין ווײַסע געפֿערמלטע שטרימף, וואָס זיי שטריקן זיי אין יעדער צײַט און אויף יעדן פּלאַץ: בײַם צאָנדאָקטער, אין פֿאָיע פֿון קינאָ. אויך בײַ זיי, ווי בײַ די מענער, טוען גרינע בלעטער, אויסגענייט אויף זייערע קאָסטיומען, באַצירן די „איידעלע געוויקסן“. און זיי דרייען זיך הויכע, גלײַכע, פֿאַרקעמט און פֿאַרקנעפּלט, אַז קיינער קען דעם מינדסטן פֿאַרדאַכט ניט האָבן, אַז די „עקרת־הבית“, די דײַטשע פֿרוי, וואָס פּוצט דעם מאַן די שיך און איז אים אונטערטעניק ווי אַ שקלאַף, אַז די פֿרוי איז אויך געווען די צווייטע האַנט זײַנע בײַ „מלוכישער אַרבעט“, ניט אָפּגעשטאַנען פֿון אים הן בײַ דער קרעמאַטאָריע און הן בײַ אַלע אַנדערע סאַדיזמען. אַפֿילו אויפֿן „וויסנשאַפֿטלעכן געביט“ בײַם „פֿאַרקילן“ און „עקספּערימענטירן“ איז זי געשטאַנען אויף דער „אייגענער הייך“, וואָס דער מאַן.
ס’איז נאָוועמבער. די ערשטע ווינטערטעג און דער „איידעלער מין“ בײַ די דײַטשן — די פֿרויען גייען געפּעלצטע אין עלעגאַנטע פֿוטערלעך: אין ווידרעס, פֿאָקעס, טיגרעס. און זיי דרייען זיך דאָ אין די פֿײַן געשניצטע פֿעלן איבערן באַנפּלאַטפֿאָרם שטיל, געצוימט, מיט געמאָסטענע טריט, ווי גוט דרעסירטע חיהלעך, וואָס דאַרפֿן נאָר וואָס אַרויף אויף דער אַרענע.
איך כאַפּ אַ בליק , אין אַ זײַט שטייט איינע אַ יונגע פֿרוי, אויסגעדרייט פֿון מיר. זי איז אַ הויכע, אַ קופּער בלאָנדע, און אירע לאַנגע געקאַרבטע האָר אויפֿן קאַרק פֿאַלן זיך צונויף מיט דעם געשטרײַפֿטן פֿוטערל, וואָס זי טראָגט, פֿון געל־שוואַרצע פּאַסן. און פֿאַר מײַן אויג גיט אַ שפּרונג אַרויס: אַ טיגער, יאָ אַ טיגער מיט אָנדולירטע האָר, מיט רויטע פֿאַרשפּיצטע נעגל. איך זע ווי זי צערײַסט אַ מענטשלעכן גוף און — קאַרבט זיך שפּעטער די האָר; שיסט אויף אַ קינד און וואַשט נאָך דעם די הענט מיט טואַלעט־זייף און לאַקירט זיך די נעגל. נאָך עפּעס אַ מאָדנער טיגער, וואָס ברומט אַפֿילו ניט אין זײַן רציחה, נאָר האַלט זיך פֿרײַ, שפּאָטיש, און פֿאַרצוקט ניט צוליב פֿיזישן הונגער, נאָר צוליב „גײַסטיקן“ פֿאַרגעניגן.
איין אויגנבליק און איך האָב דערזען נאָך איינע אַזאַ, אַ צווייטע. עפּעס ווי די מענטשן וואָלטן זיך אויסגעטאָן פֿון זייער הויט, פֿון זייער געשטאַלט און געבליבן וואָלט נאָר זייער תּוך. דער צוג איז האַסטיק אָנגעקומען און האָט צעריסן דאָס בילד.


Malke Kelerikh: «Unschuldslämmer»

Liebe Tsviele,

Siehst Du, wie ich Wort halte? Im letzten Brief habe ich angefangen, Dir von unsern ehrenwerten Nachbarn aus aller Welt zu schreiben, die zwar eine Heimat haben, aber trotzdem hier sitzen. Die Geschichte ist nicht so einfach. Man darf nie jemanden beschuldigen, bevor man ihn angehört hat. Deshalb hat es sich bewährt, sie nicht zu sich nach Hause einzuladen. Das heißt, man würde sie hereinlassen, sie könnten kommen. Man würde von ihnen nur einen Rechenschaftsbericht über die ganze Kriegszeit verlangen. Denn man sagt über sie, dass sie mit den Deutschen gemeinsame Sache gemacht hätten. In Wirklichkeit ist das alles erstunken und erlogen. Eine einzige große Lügengeschichte. Sie haben dazu nichts zu sagen. Es mag durchaus sein, sagen sie, dass es unter ihnen solche verkleidete, maskierte Leute gibt, die den Deutschen dabei geholfen haben, Juden auszurauben und umzubringen, aber sie wissen nichts von ihnen. Mit solchen Leuten haben sie nichts gemein, und die Juden haben sie furchtbar gern. Würden sie einen Nazi schnappen, sie würden ihn höchstpersönlich in Stücke reißen. Aber wo schnappt man so einen? Versuch mal, einen Nazi zu finden. Hier im Zentrum, im Brenn- und Angelpunkt von Hitler und seiner Bande. Wo sind sie alle hingekommen? Man weiß es nicht. Sie sind nicht da und Punkt. Sind nicht da und auch niemals da gewesen. Es gibt sogar einen Punkt auf den amtlichen Fragebögen: «Waren Sie ein Nazi? Haben Sie für Hitler gearbeitet?» Falls nicht, musst du mit einem «Nein» antworten und Punkt. Das heißt, dass wir nicht mit Hitler zusammengearbeitet haben und keine Nazis waren. Das nennt man Gleichheit; alle gleich. Du kannst Dir ja nicht vorstellen, meine liebste Tsviele, wie wir für nichts und wieder nichts die Deutschen beschuldigt haben. Nicht einer hat Hitler gekannt, von den Nazis ganz zu schweigen. Und von den Lagern und den Verbrennungsöfen haben sie überhaupt keine Ahnung. Sie wussten natürlich schon, dass es Lager gab, weil, wie konnte man nichts davon wissen, wenn man sie doch vor der Nase hatte, wie zum Beispiel das berühmte Dachau bei München und all die andern? Aber sie haben gemeint, dass man die Juden dort einfach nur festhielt. Man wollte nicht, dass sie mit den Deutschen zusammen sein sollten. Verstehst Du? Wir dachten doch tatsächlich, dass man unser Hab und Gut hierher geschickt habe, sogar die blutigen Hemdchen unserer ermordeten Kinder. Aber die frommen deutschen Frauen haben sie sehr schön gereinigt. Stell dir vor, manchmal kommt es vor, dass man einen Nazi schnappt, einen Henker, der in jüdischem Blut badete und man sperrt ihn ein, und dann muss man Zeugen finden. Na, dann weck sie mal auf, die Toten, die Verbrannten, damit sie Zeugenaussagen machen. Und wenn Du dann endlich einen Zeugen gefunden hast, was meinst DU, passiert dann? Man wartet tagelang, man schreibt Papier voll. Wäre man in einem anderen Land, das kannst Du mir glauben, würde man sich darüber freuen. Wozu das alles? Um ja nicht einen Unschuldigen zu verurteilen. Aber egal, was sollen sich die anderen darüber wundern, wo wir doch schon selber wieder anfangen, zu bewundern und uns über das ehrenwerte Volk zu entzücken. Denn es sind doch wirklich so höfliche, liebenswürdige und anständige Menschen, wie Du sie Deiner Lebtag noch nicht gesehen hast. Bereit, für Dich durch Feuer und Wasser zu gehen. Probier es aus, halte einen Deutschen an und frag ihn nach dem Weg. Er wird zwei Stunden lang bei Dir stehen bleiben: «Gehen sie geradeaus bis zum Max-Weber-Platz, halten sie sich dann links, fahren sie mit der Linie vier, dann gehen sie ein kleines Stück zu Fuß bis zur Linie eins.» Du willst dich schon von ihm losmachen, da fängt er an, sich zu verbeugen: «Bitte schön», «Danke schön», «Bitte schön», «Danke schön». Das habe ich wirklich nicht verdient. Er läuft Dir hinterher, biegt mit Dir ab und hört nicht auf zu erklären, bis Du völlig durcheinander bist und vergessen hast, wo du eigentlich hin wolltest. So ein Volk ist das, und was ein «Nazi» ist, das wissen sie kaum: Hitler und Punkt. Hitler schoss, verbrannte hat allen leid gebracht und ist dann verschwunden. Versuch mal den Wind im Feld einzufangen. Du solltest sehen, wie kuschelig wir es hier haben, wie sehr wir uns alle mögen. Sogar schon so einen Frevel habe ich erlebt: Sehr viele von uns schänden das Andenken unserer Märtyrer und gehen mit den Töchtern von Mördern aus. Aber darüber lässt sich nicht so einfach reden. Wir selber sind ja auch nicht besser. Vielleicht erinnerst Du Dich, man erzählte sich, dass damals in Polen jeder Pole seinen «Moschek» hatte. Hier auch. Jeder Jude hat hier seinen Deutschen, von dem er sicher weiß, dass er kein Nazi war und so weiter. Hier ein Beispiel: Geh bei einem Deutschen etwas einkaufen. Er verlangt zwei Mark, man gibt ihm fünf und man lacht: «Ein Jecke». Sie nur, wie er sich für die drei Mark bedankt“. Er tut etwas für Dich und verlangt für die Arbeit eine Mark, und Du gibst ihm drei. Nicht etwa, Gott behüte, aus Mitleid. Ich wünschte mir, so Gott will, dass wir, wenn wir zuhause ankommen, in solchen Stuben wohnen dürfen, mit solchen Möbeln, mit all den schönen Dingen. Du solltest die Wohnungen sehen, purer Luxus, die Einrichtungen, jede Möbel ein Kunstwerk! Die Fenster mit drei Vorhängen übereinander verziert, und alles hat seinen Platz. Nichts berührt und nichts verändert, Gott behüte, während des Ganzen Weltalbtraums. Und von allem haben Sie Vorrat für Jahre. Sogar Holz für acht bis zehn Jahre liegt unberührt da. Vielleicht wird man ja einmal krank und braucht «Notholz», aber wirklich krank werden sie nicht. Auch während der schlimmsten Hungersnot werden sie nicht krank, wenn alle Zeitungen und alle Theater sich nur mit den armen Menschen beschäftigen und die Welt schon aufschreit, dass man ein ganzes Volk aushungern will. Du solltest die Kinder sehen: durchtrainiert, gesund und frisch. Und man erinnert sich …

Oh Tsviele! Wie tut das Herz weh. Damals, als man uns unser Hab und Gut wegnahm und es verbrannte, haben sie ihres perfekt in Ordnung gehalten. Angefangen vom Staublappen bis zum eigenen Auto. Damals, als man unsere Eltern und Brüder – damals, als man unsere Kinder in die Gaskammern steckte und in den Krematorien verbrannte, züchteten sie Rosen, zogen kleine Hündchen auf. Und so führen sie jetzt ihr Leben, unsere Mörder, unsere Vernichter. Niemand, Gott behüte, greift sie an. Niemand macht ihnen Vorwürfe oder beschuldigt sie. Im Gegenteil: Die Welt hat schon beschlossen, dass das «Volk» unschuldig ist. Schuldig sind nur ein paar wenige. Das wird man, so Gott will, nach einigen Prozessen aus den Zeugenaussagen ersehen. Und dann wird man schon sehen, was mit ihnen zu tun ist.

Bleib mir gesund, «man gibt», und ich gehe «nehmen». Im nächsten Brief werde ich Dir mehr schreiben.

מלכּה קעלעריך
אומשולדיק נעבעך ...
3

טײַערע צבֿיהלע!


דו זעסט, ווי אַזוי איך האַלט וואָרט. איך האָב דיר אין יענעם בריוו אָנגעהויבן שרײַבן וועגן די טײַערע שכנים אונדזערע פֿון גאָר דער וועלט, וואָס האָבן דווקא אַ היים און זיצן דאָ. איז די מעשׂה ניט אַזוי פּראָסט. מ’טאָר קיין מאָל ניט באַשולדיקן, ביז מ’הערט ניט אויס. ווייזט זיך אַרויס, אַז מע פֿאַרבעט זיי ניט אַזוי שטאַרק צו זיך אין די היימען. ס’הייסט מ’לאָזט זיי אַרײַן, זיי קענען קומען. נישט מער, מ’וויל בײַ זיי אַ דין־וחשבון פֿון דער גאַנצער צײַט פֿון דער מלחמה. באשר מ’זאָגט אויף זיי זיי זענען מיט די דײַטשן געווען יד־אַחת. אין אמתן הייבט זיך נישט אָן און ס’לאָזט זיך נישט אויס. אַן אויסגעקלערטע מעשׂה. זיי ווייסן ניט פֿון עפּעס צו זאָגן. אפֿשר, זאָגן זיי, איז דאָ צווישן זיי אַזעלכע פֿאַרשטעלטע, פֿאַרמאַסקירטע, וואָס האָבן געהאָלפֿן די דײַטשן ראַבעווען און הרגענען ייִדן, ווייסן זיי נישט פֿון אַזעלכע. זיי האָבן מיט אַזעלכע קיין שום געמיינזאַמס און ייִדן האָבן זיי ליב דאָס חיות. און ווען זיי פּאַקן עפּעס אַ נאַצי, וואָלטן זיי אים אַליין צעריסן אויף שטיקער. איז וווּ זשע פּאַקט מען אַזעלכן? אַנו, פּרוּוו געפֿין איין נאַצי. דאָ אין סאַמע ברען, אין סאַמע קאָך, אין סאַמע קעסל פֿון היטלערן, מיט דער גאַנצער כּנופֿיא. וווּ זײַנען זיי אַהינגעקומען? מ’ווייסט נישט. נישטאָ און שוין, נישטאָ און אַפֿילו נישט געווען אויך. ס’איז אַפֿילו דאָ אַזאַ פּאַראַגראַף אויף די אויסווײַזן אויף בירגערשאַפֿט: געווען אַ נאַצי? געאַרבעט בײַ היטלערן? איז אויב ניט, דאַרפֿסטו ענטפֿערן איין וואָרט, „ניין“. איז שטעל דיר פֿאָר, כּמעט אַ %001 „ניין“. מיר ייִדן דאַרפֿן אויך אַזוי ענטפֿערן „ניין“ און שוין. ס’הייסט מיר האָבן ניט געאַרבעט מיט היטלערן און ניט געווען קיין נאַצי. אָט דאָס הייסט גלײַכהייט; אַלע גלײַך. און ווען דו זאָלסט וויסן, ליבע צבֿיהטשקע, ווי מיר האָבן אַזוי אומזיסט־אומנישט באַשולדיקט די דײַטשן. היטלערן האָט גאָר קיינער ניט געוואָלט קענען, פֿון קיין נאַצי איז אָפּגערעדט. און פֿון די לאַגערן און ברענאויוונס האָבן זיי נישט אָנגעהויבן צו וויסן. זיי האָבן יאָ געוווּסט, אַז עס זײַנען דאָ לאַגערן, ווײַל ווי אַזוי האָט מען געקענט נישט וויסן, אַז ס’איז געווען אונטער דער נאָז: ווי אַ שטייגער דער באַוווּסטער דאַכאַו, נעבן מינכן, און נאָך אַזעלכע. נישט מער זיי האָבן געמיינט, אַז מ’האַלט דאָרט סתּם אַזוי ייִדן. מ’וויל ניט, זיי זאָלן זײַן צוזאַמען מיט די דײַטשן, פֿאַרשטייסט? אַבי מיר האָבן געמיינט, אַז מ’האָט איבערגעשיקט אַהער אונדזער האָב־און־גוטס, אַז אַפֿילו די פֿאַרבלוטיקטע העמדלעך פֿון אונדזערע פֿאַרפּײַניקטע קינדער האָבן זיי זייער שיין אויסגעוואַשן, די פֿרומע דײַטשקעס. שטעל דיר פֿאָר, אַז ס’טרעפֿט אַ מאָל, מ’פּאַקט אַ נאַצי, אַ הענקער, וואָס האָט זיך געבאָדן אין ייִדיש בלוט און מ’זעצט אים אײַן, איז דערנאָך דאַרף מען גיין צושטעלן עדות. איז גיי וועק די טויטע, די פֿאַרברענטע, זיי זאָלן עדות זאָגן. און אַז דו געפֿינסט שוין יאָ דעם עדות, מיינסטו, איז וואָס? מ’זיצט אָפּ טעג און נעכט, מ’שרײַבט אויס פּאַפּיר, אַז, מעגסט מיר גלייבן, ווען מ’האָט דאָס אין אַן אַנדער לאַנד וואָלט מען זיך מחיה געווען. אַלץ צוליב וואָס? כּדי חלילה אַן אומשולדיקן ניט פֿאַרמישפּן. נאָר גאָרניט, וואָס איז דער חידוש פֿון אַנדערע, אַז מיר אַליין זײַנען טאַקע אויך שטאַרק גענייגט שוין צוריק צו באַוווּנדערן, און זיך צו אַנטציקן מיט דעם טײַערן פֿאָלק. און טאַקע באמת אַזאַ העפֿלעכע ליבע און אַזעלכע לײַטישע מענטשן האָסטו גאָר אין דײַן לעבן ניט געזען. גרייט פֿאַר דיר אין פֿײַער און וואַסער. פּרוּוו גיב אַ שטעל אָפּ אַ דײַטש און פֿרעג ווי אַזוי דו דאַרפֿסט גיין? וועט ער זיך דיר אַוועקשטעלן אויף 2 שעה: „גייען זי גראַדע אויס און דאַן מאַקס־וועבער־פּלאַץ, דאַן פֿאַרקערעווען זי לינקס, פֿאַרן זי מיט דער ליניע 4, דאַן לויפֿן זי אַ קליין ביסל ביז צו דער ליניע 1.“ דו ווילסט זיך שוין אַרויסדרייען פֿון אים, האַלטסט זיך אין איין בוקן: „ביטע שען“, „דאַנקע שען“, „ביטע שען“, „דאַנקע שען“, נאָר ניט בײַ מאָטיען. ער גייט דיר נאָך, פֿאַרקערעוועט מיט דיר און האַלט דיר אין איין פֿאַרטײַטשן ביז דו ווערסט אין גאַנצן צעמישט און דו פֿאַרגעסט וווּ דו באַדאַרפֿסט אייגנטלעך צו גיין. אָט אַזאַ מין פֿאָלק איז דאָס און „נאַצי“, קוים וואָס זיי ווייסן וואָס דאָס איז: היטלער און שוין. היטלער האָט געשאָסן, פֿאַרברענט, אָנגעטאָן אַלעמען צרות און איז נעלם געוואָרן. גיי זוך אַ ווינט אין פֿעלד. איז זאָלסטו זען, ווי מיר זײַנען מיט זיי קוצעניו־מוצעניו, וואָס הייסט נפֿש־אַחת. שוין אַפֿילו אַזאַ חילול־השם דערלעבט. זייער אַ סך פֿון אונדז פֿאַרשוועכן דעם אָנדענק פֿון אונדזערע קדושים און גייען אַרום מיט די טעכטער פֿון די מערדער. אָבער וועגן דעם לאָזט זיך ניט סתּם אַזוי רעדן. אָבער מיר אליין זײַנען אויך ניט בעסער. אפֿשר געדענקסטו, מ’פֿלעגט דערציילן, אַז אַ מאָל אין פּוילן האָט יעדער פּאָליאַק געהאַט זײַן „מאָשעק“. דאָ אויך. יעדער ייִד האָט זיך זײַן דײַטש, וואָס ער ווייסט געוויס, אַז ער איז ניט געווען קיין נאַצי אאַז”וו. הײַנט אַ שטייגער גייסט אַרײַן צו אַ דײַטש עפּעס קויפֿן, בעט ער 2 מאַרק, גיט מען אים 5 און מ’לאַכט: „אַ יעקע“. פֿאַר 3 מאַרק, זע נאָר ווי ער דאַנקט! טוט ער דיר עפּעס און בעט פֿאַר דער אַרבעט אַ מאַרק, גיט מען אים 3. נישט חלילה מחמת רחמנות. איך ווינטש זיך, אם־ירצה־השם, אַז מיר וועלן שוין זײַן בײַ זיך אין דער היים, זאָלן מיר וווינען אין אַזעלכע שטיבער, מיט אַזאַ מעבל, מיט אַל דאָס גוטס. זאָלסט זען וווינונגען, לויטער לוקסוס און אײַנריכטונגען, מעבל — אַ קונסטווערק! פֿענצטער דעקאָרירט מיט דרײַערליי פֿאָרהאַנגען און אַלץ שטייט אויפֿן אָרט. חליליה ניט גערירט און ניט געענדערט אין דעם גאַנצן וועלטקאָשמאַר. און אָנגעגרייט איז אויף יאָרן. אַפֿילו האָלץ ליגט ניט גערירט 8–01 יאָר. אפֿשר וועלן זיי אַ מאָל קרענקען און מ’וועט דאַרפֿן „נויטהאָלץ“, הייסט עס. נאָר דווקא קרענקען, קרענקען זיי נישט. אין דעם סאַמע געפֿערלעכסטן הונגער, ווען אַלע צײַטונגען און אַלע טעאַטערן פֿאַרנעמען זיך נאָר מיט דעם „נעבעך“ און די וועלט ראַשט שוין טאַקע, אַז מע נעמט און מ’הונגערט אויס אַ פֿאָלק. איז זאָלסטו אָנקוקן די קינדער: אויסגעספּאָרטעוועטע, געזונטע, פֿרישע און עס דערמאָנט זיך... אוי, צבֿיהלע ! טוט דאָס האַרץ וויי .דעמאָלט ,ווען אונדזער האָב־און־גוטס איז צעראַבירט און פֿאַרברענט געוואָרן, האָבן זיי זיך זייערס אין דער גרעסטער אָרדענונג אָפּגעהיטן .אָנהייבנדיק פֿון אַ שטויבטיכל ביז אַן אייגענעם אויטאָ. דעמאָלט, ווען אונדזערע עלטערן ,שוועסטער און ברידער — דעמאָלט, ווען אונדזערע קינדער זענען אין די גאַזאויוונס און קרעמאַטאָריעס פֿאַרברענט געוואָרן ,האָבן זיי רויזן קולטיווירט ,קליינע הינטעלעך געכאָוועט .און אַזוי לעבן זיי זיך אויך איצט אויס ,אונדזערע מערדער, אונדזערע פֿאַרטיליקער ,קיינער חלילה רירט זיי נישט. קיינער מאַכט זיי נישט קיין פֿאָרוווּרף, מ’באַשולדיקט זיי ניט .פֿאַרקערט די וועלט האָט שוין באַשלאָסן ,אַז דאָס „פֿאָלק“ איז ניט שולדיק .שולדיק זײַנען עטלעכע מענטשן. וועט מען שוין זען אי”ה נאָך עטלעכע זיצונגען מיט עדות זאָגן .וועט מען שוין זען וואָס מיט זיי צו טאָן.


דערווײַל זײַ מיר געזונט. „מ’גיט און איך גיי נעמען.“ אין דעם נאָענטסטן בריוו וועל איך דיר מער שרײַבן.

Baruch Graubard: «Lauter Gerechte»

Also sprach Mojsche Josl:

Ich hatte ja keine Ahnung, dass unter Hitlers Mitarbeitern so viele Gerechte waren. Erst jetzt habe ich begriffen, dass es lauter anständige Menschen waren, die rund sechs Millionen Juden du rund fünf Millionen Menschen anderer Völker ermordet und zwanzig Millionen im Krieg umgebracht haben.

Andererseits, was kann man einem Schacht vorwerfen? Dass er zum Beispiel mit der deutschen Mark getrickst hat. Hat er denn gewusst, was das für Gold war, das da aus Maidanek, Treblinka und Auschwitz kam? War er denn dazu verpflichtet, das Gold auf Blutflecken zu überprüfen? Er hat sicher gemeint, dass Hitler die SS-Leute damit gesegnet hatte, dass in ihren Händen alles zu Gold werden sollte. Schacht war doch kein General, sondern nur ein Zivilist, und ein Zivilist kann doch meinen, dass man in einem modernen Krieg mit Erbsen schießt, besonders, wenn er sieht, wie das Gold fließt. Das ist doch ein Zeichen dafür, dass gar nicht Krieg ist, sondern dass die ganze Armee einfach nur zum Geldverdienen nach Polen und Russland gefahren ist und jetzt von ihrem Verdienst Gold und Päckchen schickt.

Es ist doch wirklich keine Überraschung, dass Schacht freigelassen wurde. Er war kein Publizist für den «Stürmer», er hat keine Juden erschossen Er hat das Gold entgegengenommen – was ist das schon für eine Sünde?

Und hier haben wir einen zweiten «anständigen» Menschen. Einen General sogar. Mit Namen Halder. Bei dem hat es schon damit angefangen, dass er immer «dagegen» war. Mit Hitler hatte er nichts zu tun. Er wollte sogar einen Putsch gegen Hitler machen. Dann ist aber folgendes passiert: Genau an dem Tag, als er Hitler erschießen wollte, ist Chamberlain gekommen. Man kann doch einen werten Gast nicht in Verlegenheit bringen und ausgerechnet an diesem Tag Hitler erschießen. Und später … später hatte er es vergessen, hat den Revolver irgendwo verlegt und konnte keinen andern finden. Im entwaffneten Deutschland war es schwer, einen Revolver zu finden, und außerdem war er in seinem Beruf sehr beschäftigt. Er war Stabchef, und wenn ein Krieg bevorsteht, hat der Stabchef zu tun.

Das heißt, er hat den Krieg nicht vorbereitet. Das ist von ganz allein passiert. Und wenn so ein Krieg einmal ausgebrochen ist, braucht das Militär jede Schusswaffe. Also ist Halder weiterhin revolverlos geblieben.

Später war Halder mit Wohltätigkeit beschäftigt. Er wollte der Türkei den Kaukasus abtreten. Ha, stellen Sie sich vor, wie dem Halder das Herz weh tat, als er entdeckte, dass die arme Türkei keinen Kaukasus hat. So schöne Berge, aus denen man so viele Menschen vertreiben kann. Wieso sollten sie nicht türkisch sein, oder vielleicht auch deutsch?

Sein Freund Göring hat nach einem Stückchen Kaukasus gelechzt, hat sich nach ein bisschen Erdöl gesehnt. Das ist doch nichts Ungewöhnliches. Immer diese Elektrizität. Es wird einfach langweilig ohne Öllampe. Denn nur darum ging es Halder. Und so einen sympathischen Halder stellt man vor eine Spruchkammer? Wieso denn das?

Oder einen Thyssen, beispielsweise? Er war doch nur ein armer Mitläufer, Mitleid sollte man mit ihm haben. Mitlaufen – wenn man in der Tasche hundert Millionen und eine ganze Industrie mit sich herumträgt, ist es dann so leicht zu laufen? Aber er, Thyssen, ist die ganze Zeit mitgelaufen, er hat sich verausgabt und geschwitzt. Jetzt will man ihn sogar noch dafür verurteilen und verlangt, dass er zwanzig Prozent seines Vermögens bezahlt. Die Kleinigkeit von 21 Millionen Mark. Was will man von dem armen Menschen, der kaum mehr als hundert Millionen besitzt?

Und an allem sind in Wirklichkeit nur die Juden schuld. Erstens: Warum haben sie überhaupt existiert? Zweitens: Was mussten sie sich auch in Europa aufhalten, wo doch Krieg war? Das konnte der Stürmer nicht ertragen.

Heute sieht man, wie gerecht Hitlers Gerechte sind und man hält sie in allen Ehren.

Nur, warum nicht, sollten die Gerechten sich noch einmal in einem Bierkeller versammeln, mit einem bisschen Schnaps, dann werden sie sich schon den nächsten Hitler ausdenken. Genau so, wie sie auch den ersten ausgewählt haben. Und sie werden weiterhin Mitläufer bleiben. Und ich, Mojsche Josl, mach mich schon auf den Weg. Ich wünsche Europa eine «gute Nacht», denn es dunkelt schon wieder. Aber ob es wirklich eine «gute» Nacht sein wird, weiß ich nicht. Ich befürchte: Nein …

ברוך גראַובאַרד
לויטער צדיקים

אָמר משה־יאָסל — זאָגט משה יאָסל:


איך האָב קיין מאָל נישט געוווּסט, אַז אַזוי פֿיל צדיקים זײַנען געווען צווישן היטלערס מיטאַרבעטער. ערשט איצט בין איך געווויר געוואָרן, אַז לויטער אָנשטענדיקע מענטשן האָבן אויסגעמאָרדעט אַ זעקס מיליאָן ייִדן, אַ פֿינף מיליאָן פֿון אַנדערע פֿעלקער און אַ צוואַנציק מיליאָן מענטשן אומגעבראַכט אין דער מלחמה.
און טאַקע צוריקגעשמועסט, וואָס קען מען האָבן צו שאַכטן. למשל, ער האָט געדרייט מיט דעם דײַטשן מאַרק? מילא, פֿאר אַ מלחמה וועגן, מעג מען דאָס טאָן, ער האָט דען געוווּסט פֿון וואַנען עס נעמט זיך דאָס גאָלד, וואָס פֿלעגט קומען פֿון מײַדאַנעק, טרעבלינקע און אוישוויץ? איז ער דען מחויבֿ געווען אַרײַנקוקן אין דעם גאָלד צי עס איז נישט פֿאַרבלוטיקט? ער האָט זיכער געמיינט, אַז היטלער האָט געבענטשט די ס. ס.־לײַט, אַז אַלץ זאָל זיך בײַ זיי אין די הענט פֿאַרוואַנדלען אין גאָלד. שאַכט איז דאָך נישט געווען קיין גענעראַל, נאָר אַ ציוויליסט און אַ ציוויליסט קען גלייבן, אַז אין דער מאָדערנער מלחמה שיסט מען מיט אַרבעס, בפֿרט, אַז ער האָט געזען, אַז גאָלד קומט אַלץ צו, איז אַ סימן, אַז ס’איז גאָר נישט קיין מלחמה, נאָר פּשוט די גאַנצע אַרמיי איז אַוועק קיין פּוילן און קיין רוסלאנד פֿאַרדינען און שיקט גאָלד און פּעקלעך פֿון דעם פֿאַרדינסט.
איז טאַקע נישט קיין חידוש, וואָס שאַכט איז באַפֿרײַט געוואָרן. ער איז נישט געווען קיין שרײַבער אין „שטירמער“, ער האָט נישט געשאָסן קיין ייִדן, ער האָט איבערגענומען דאָס גאָלד — וואָס איז דאָס פֿאַר אַן עוולה?
אָט האָבן מיר אַ צווייטן „אָנשטענדיקן“ מענטש, אַ גענעראַל דווקא. מיטן נאָמען האַלדער, קודם־כּל איז ער תּמיד געווען „קעגן“. היטלער איז אים נישט אָנגעגאַנגען. ער האָט אַפֿילו געוואָלט מאַכן אַ פּוטש קעגן היטלערן. מאַכט זיך אַ מעשׂה, אַז אין דעם זעלבן טאָג, וואָס ער האָט געוואָלט היטלערן שיסן, איז געקומען טשעמבערליין, קען מען נישט אָנטאָן קיין עגמת־נפֿש אַ חשובֿן גאַסט און שיסן פּונקט דעם טאָג היטלערן. און דערנאָך... דערנאָך האָט ער פֿאַרגעסן, ער האָט ערגעץ פֿאַרלייגט דעם רעוואָלווער און האָט נישט געקענט געפֿינען קיין צווייטן. אין דעם אַנטוואָפֿנטן דײַטשלאַנד איז געווען שווער געפֿינען אַ רעוואָלווער און דערצו איז ער געווען שטאַרק פֿאַרטאָן אין פּרנסה־זאַכן, ער איז געווען אַ שטאַבשעף און ערבֿ אַ מלחמה האָט אַ שטאַבשעף אַרבעט.
דאָס הייסט די מלחמה האָט ער נישט פֿאָרבאַרייט, דאָס האָט זיך געמאַכט פּשוט אַליין און, אַז ס’איז שוין אַ מלחמה, נייטיקט זיך דאָס מיליטער אינעם גאַנצן געווער און האַלדער איז ווײַטער געבליבן אָן אַ רעוואָלווער.
דערנאָך איז האַלדער געווען פֿאַרטאָן מיט צדקה־זאַכן. ער האָט געוואָלט דעם קאַווקאַז אָפּגעבן טערקײַ. האַ, שטעלט אײַך פֿאָר, ווי אַזוי דאָס האַרץ האָט האַלדערן וויי געטאָן, אַז ער האָט דערזען, אַז טערקײַ איז נעבעך אָן אַ קאַווקאַז. אַזוינע שיינע בערג, פֿון וואַנען מע קען אַרויסטרײַבן אַזוי פֿיל מענטשן, פֿאַר וואָס זאָל עס טאַקע נישט זײַן טערקיש, אָדער דײַטש למשל?
דער פֿרײַנד גערינג האָט פּשוט געלעכצט נאָך אַ שטיקל קאַווקאַז, געבענקט נאָך אַ ביסל נאַפֿט. און ס’איז טאַקע קיין חידוש נישט. תּמיד עלעקטריע און עלעקטריע, עס ווערט נודנע אָן אַ נאַפֿטלאָמפּ. איז דאָס טאַקע געווען אויף האַלדערס קאָפּ. און אַזאַ טײַערן האַלדער שטעלט מען פֿאַר אַ „שפּרוכקאַמער“? פֿאַר וואָס?
אָדער למשל אַזאַ טיסען? ער איז געווען — נעבעך אַ „מיטלויפֿער“, מע דאַרף גאָר אויף אים רחמנות האָבן. מיטלויפֿן — אַז מע טראָגט אין קעשענע הונדערט מיליאָנען און אַ גאַנצע אינדוסטריע, איז דען אַזוי לײַכט צו לויפֿן? און ער, טיסען, איז מיטגעלאָפֿן די גאַנצע צײַט, ער האָט זיך אָפּגעשוויצט און פֿאַרמאַטערט. הײַנט וויל מען אים גאָר נאָך מישפּטן און מע וויל ער זאָל באַצאָלן צוואַנציק פּראָצענט פֿון זײַן פֿאַרמעגן, אַ קלייניקייט, פֿון איין און צוואַנציק מיליאָן מאַרק. וואָס וויל מען פֿון אַן אָרעמען מענטש, וועלכער פֿאַרמאָגט נישט מער, ווי עפּעס אַ הונדערט מיליאָן מאַרק?
אין אמתן זײַנען נאָר שולדיק די ייִדן. קודם־כּל פֿאַר וואָס זיי האָבן איבער הויפּט עקסיסטירט, צווייטנס, וואָס זיי האָבן זיך אַרומגעדרייט אין אייראָפּע אין מלחמה־צײַטן. און דאָס האָט דער „שטירמער“ נישט געקענט פֿאַרטראָגן.
הײַנט זעט מען טאַקע, ווי גערעכט די אַלע „היטלער[ס] צדיקים“ זײַנען און מע האַלט זיי טאַקע בכּבֿוד.
נאָר, נישקשה, אַז די צדיקים וועלן זיך נאָך אַ מאָל צוזאַמענטרעפֿן אין אַ בירשטובע, בײַ אַ ביסל משקה, וועלן זיי שוין אויסקלערן עפּעס אַ נײַעם היטלער, אַזוי, ווי זיי האָבן דעם ערשטן אויסגעקליבן און זיי וועלן ווײַטער ווערן „מיטלויפֿערס“.
און איך, משה־יאָסל, קלײַב מיך שוין אין וועג אַרײַן. איך ווינטש אייראָפּע אַ „גוטע נאַכט“, ווײַל די נאַכט פֿאַלט שוין ווידער צו,


אָבער צי עס וועט דווקא זײַן אַ „גוטע“ נאַכט, ווייס איך נישט, איך האָב מורא, אַז נישט...

דעם42 סטן סעפּטעמבע ,8491
Titelbild für die dritte Audiospur "Jiddische Stimmen nach 1945: Deutsche Täter*innengesellschaft". Zusammengesetzt aus den Titelbildern von Malke Kelerikh "Tsurik tsum lebn" und Baruch Graubard "Geven a Schejres Haplejte".
Jiddische Stimmen nach 1945 – Audiospur 2: Deutsche Täter*innengesellschaft. Titelbilder von Malke Kelerikh «Tsurik tsum lebn» und Baruch Graubard «Geven a Schejres Haplejte». © Staatsbibliothek zu Berlin.
Übersetzungen aus dem Jiddischen von Tamar und Charles Lewinsky. In: Tamar Lewinsky (Hg.): «Unterbrochenes Gedicht. Jiddische Literatur in Deutschland 1944-1950». München: Oldenbourg Verlag 2011.

Die Transkription ins YIVO Jiddisch wurde von Johanna Sührig, Benedikt Putz, Magdalena Krieger und Maria Deischl angefertigt. Besonderer Dank gilt Daria Vakrushova für ihre Unterstützung bei der Transkription, ihr sprachliches Feingefühl und ihren wissenschaftlichen Rat. YIVO-Jiddisch bezeichnet einen Standard der jiddischen Rechtschreibung und ihrer Transliteration (v.a. ins Englische), wie er vom YIVO Institute for Jewish Research (ייִדישער װיסנשאַפֿטלעכער אינסטיטוט – ייִװאָ) entwickelt wird. YIVO wurde 1925 in Berlin und Wilna [heute: Vilnius] unter dem Namen «Di organizatsye fun yidisher visnshaft» von Wissenschaftler*innen, Lehrer*innen und Bibliothekar*innen gegründet. Später wurde der Name zu Yidisher visnshaftlekher institut geändert, die Abkürzung YIVO ist bis heute geblieben. Seit 1940 hat YIVO seinen Sitz in New York. Die Standards des YIVO-Jiddisch stellen heute eine wissenschaftlich anerkannte Arbeitsgrundlage für Wissenschaftler*innen, Übersetzer*innen und Verleger*innen weltweit dar. Für mehr Informationen siehe: https://www.yivo.org/About-YIVO. ↩︎
  1. פֿון: פארוואָלקנטע טעג. בערגן־בעלזן, פאַרלאַג „אַליין“ 9491, ז‘ 51 ↩︎
  2. פֿון: אַ דור פֿון בראשית. מינכן 7491, ז”ז 901411 ↩︎
  3. פֿון: צוּריק צוּם לעבּן. מינכן 1948, ז”ז .111—115 ↩︎

Alle Audiospuren des MON Mag-Dossiers: «Schejres Haplejte»:

Autor*innen-Info

Profilbild Felicitas Friedrich

Felicitas Friedrich

Felicitas Friedrich ist Dramaturgin und arbeitet als Kulturvermittlerin in der Monacensia. Sie studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften in München, sowie Letras Hispanoamericanas in Santiago de Chile. Von 2021 bis 2023 arbeitete sie als Dramaturgieassistentin im künstlerischen Forschungsbereich „Erinnerung als Arbeit an der Gegenwart“ an den Münchner Kammerspielen. Als Kulturvermittlerin in der Monacensia widmet sie sich der Öffnung von Gedächtnisinstitutionen für eine Gesellschaft der Vielen. Vertieft arbeitet sie zu Themen der jüdischen Literaturgeschichte. Foto © Stella Deborah Traub

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