#PopPunkPolitik führt zu neuen Vernetzungen. Wir luden Slutwalk München zum Ausstellungsbesuch ein. Johanna Reinhold und Julia Mayer tauschten sich mit unserem Kurator*innen-Team aus. Ein Austausch, der über den Besuch hinaus zum Mitmachen inspirierte. Vor allem motivierten das Zitat von Jutta Ditfurth zu Abtreibungen und die Punkbewegung rund um Andrea Wolf in der Ausstellung zum Dichten, ein Nachbrennen der besonderen Art – wir sagen: DANKE für euren Beitrag zur Vernetzungsaktion „Autonome Räume“*!
Wir sind Johanna und Jule vom Slutwalk München und durften geführt von Sylvia Schütz & Ralf Homann die Ausstellung erkunden.
Das Ziel der Ausstellung, die Besucher*innen zum Nachdenken und zu weiteren Recherchen zu animieren, wurde für uns noch übertroffen, wurden doch sogar wir zum Mitschreiben bewegt.
Ich bin sechsunddreißig; da finde ich zwei Abteibungen auf ein lustvolles, knapp zwanzigjähriges Geschlechtsleben relativ wenig.
Jutta Ditfurth
Das Zitat von Jutta Ditfurth aus der Cosmopolitan bewegte Jule besonders und sie verfasste die folgenden Verse:
Vor 40 Jahren konnte Jutta noch irritieren, Konnte sie die Aposteln noch schockieren. Doch wo ist die nun Emanzipation, Wir fordern jetzt die Revolution! 40 Jahre später hört ihr uns protestieren, Mit Regenbögen seht ihr uns marschieren. Um immer noch für unser Recht einzustehen, Selbstbestimmt unseren Weg zu gehen. Wir wünschen uns dein Schweigen Pater, Zu jedem Abbruch gibt es auch einen Vater. Wir kämpfen weiter für die Wende, 40 Jahre später und kein Ende … Autorin: Julia Mayer
Johanna hingegen fesselte besonders die Punkbewegung rund um Andrea Wolf:
Die Ausstellung „Pop Punk Politik – Die 1980er Jahre“ in München mit den Subkulturen und autonomen Räume berührte mich. Als ich nach der Führung hinaustrat auf die Straße, spürte ich den Puls des Aktivisten in mir schlagen.
Ich möcht’ jetzt raus auf unsre Straß’! Wütend, kämpfend, in meiner Meinung Glut. Radikal, alles egal, auf der Straße NACKT. Denn ich hab’ nichts anzuziehen, das mich vor Gewalt schützt, abgesehen von Angst. Immer wieder geht durch meinen Kopf: Wie alt nur war Andrea da? Als alles noch vermeintlich anders war? Fünfzehn.. Sechzehn.. Siebzehn.. TOT! Jung, mutig, AUTONOM Ich höre Schritte hinter mir. Dunkel, Stiefel, schwer - ein …? Ich sag mir selbst: was ist denn los? 2020 haben wir … Autorin: Johanna Reinhold
Slutwalk München – wer sind wir und wofür stehen wir ein?
Der Slutwalk München ist eine lokale feministische Initiative. Wir kämpfen für sexuelle Selbstbestimmung und die Anerkennung von sexueller Vielfalt (auch jenseits der binären Geschlechterordnung). Unser Schwerpunkt liegt dabei auf dem Protest gegen sexualisierte Gewalt sowie deren Verharmlosung und Rechtfertigung.
Seit 2011 veranstalten wir jedes Jahr eine Demonstration in München. Wir sind auch bei anderen Veranstaltungen präsent, zum Beispiel beim CSD (Christopher Street Day) oder beim Streetlife Festival, und wir sind ganzjährig in den Sozialen Medien aktiv. Wir produzieren regelmäßig einen eigenen Podcast: Der Sluttalk, der feministische Podcast für Liebe, Sex und Widerstand läuft live jeden vierten Donnerstag im Monat um 21 Uhr auf Radio Lora 92.4 und im Anschluss auch auf Youtube und Spotify.
Außerdem ist der Slutwalk München aktives Mitglied im Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung München, das sich Anfang 2021 aus dem Protest gegen den Marsch für das Leben gegründet hat. Wir setzen uns gegen §218 und §219a ein sowie für die Sichtbarkeit von Vielfalt in Bezug auf geschlechtliche Identitäten, sexuelle Orientierungen und verschiedene Lebens- und Familienformen.
Slutwalks sind eine globale Bewegung. Es begann 2011 im kanadischen Toronto, nachdem ein Polizist im Rahmen einer Veranstaltung zur präventiven Verbrechensbekämpfung die Aussage tätigte, dass sich Frauen nicht wie Schlampen anziehen sollten, wenn sie nicht zu Opfern sexualisierter Gewalt werden wollen. Diese Äußerung führte zu einer Welle der Empörung und weltweiten Protestmärschen: den Slutwalks.
Das Denken des Polizisten ist in unserer Gesellschaft nach wie vor weit verbreitet: Die Täter-Opfer-Umkehr (Victim Blaming) bei sexualisierter Gewalt geht Hand in Hand mit der Verurteilung und Abwertung vor allem von Frauen, die sich sexy kleiden oder sexuell aktiv sind, als „Schlampe“ (Slut Shaming).
Deshalb demonstrieren wir jedes Jahr für die Unantastbarkeit der sexuellen Integrität aller Menschen.
Mehr Details zu unserer Haltung findet ihr in unserem Manifest.
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Wir danken sehr herzlich für euren Besuch und eure Teilnahme an der Vernetzungsaktion „Autonome Räume“* #PopPunkPolitik!
Die Vernetzungsaktion ist Teil von #PopPunkPolitik Vol. 2 – unserem digitalen Programm, das wir auf der Microsite zur Ausstellung in der Übersicht spiegeln. Schaut rein!