Wie versteht die Monacensia im Hildebrandhaus Erinnerungskultur literarisch und digital? Warum führen wir die neuen Accounts auf Instagram und Twitter ein? Was hat das mit Lerneffekten, Vermittlung von Literatur und Kulturerbe sowie Vernetzungen und neuen Bündnissen zu tun?
Was ist die Monacensia im Hildebrandhaus?
Die Monacensia im Hildebrandhaus trägt den schönen Beinamen „das literarische Gedächtnis der Stadt“. Sie ist ein Archiv, das Zeugnisse der Vergangenheit bewahrt und erfahrbar macht, die für die kulturelle Identität Münchens wichtig sind. Gleichzeitig ist sie auch ein Ort, an dem gegenwärtig der Stoff für zukünftige Erinnerung gesammelt wird.
Den Gedanken der Künstlervilla als Produktionsort aufgreifend ist die Monacensia auch ganz wesentlich ein Ort der künstlerischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem literarischen Gedächtnis, wohl wissend, dass dieses einer immer neuen Lesart und Verknüpfung mit der Gegenwart bedarf und zudem Lücken aufweist.
Wir machen uns nun, gerne mit Eurer Hilfe, daran diese Lücken zu erkennen und aus unserer gegenwärtigen Perspektive mit Inhalt zu füllen. Wie wir damit anfangen und worum es uns dabei genau geht, werden wir Euch vor Ort und im Social Web erzählen und mit Euch diskutieren.
Erinnerungskultur literarisch und digital: die Monacensia neu auf Instagram und Twitter
Es ist so weit: Ab sofort könnt Ihr Euch mit uns auf Instagram und Twitter über Literatur, Erinnerungskultur, Digitales und das, was Euch im Literaturbetrieb bewegt, austauschen. Folgt uns und sprecht mit uns auf:
- Instagram: @monacensia_muc
- Twitter: @Monacensia_Muc
- Facebook: @Monacensia
Verbindet Euch auch mit der Münchner Stadtbibliothek, denn die Monacensia ist ein Teil von ihr. Gemeinsam stehen wir ein für eine offene Stadt, für Vielfalt und eine demokratische Gesellschaft.
Mit eigenständigen Monacensia-Kanälen treten wir in die nächste Phase unserer Kulturvermittlung ein, die analoge und digitale Vermittlungsformen von Anfang an zusammen denkt. Dabei knüpfen wir an Strukturen an, die wir im Zuge der digitalen Adaption der Erika-Mann-Ausstellung entwickelt haben.
Was ist uns wichtig?
Die Monacensia als das literarische Gedächtnis der Stadt München ist ein offenes und vielfältiges Haus – sie ist:
- Literaturarchiv
- Wissenschaftliche und öffentliche Bibliothek
- Ausstellungs– und Veranstaltungsort
- Ort der Demokratie
- Lern- und Erinnerungsort
- Künstlervilla
Alle diese Funktionen spiegeln wir und stellen die Institution in ihrer Gesamtheit im Social Web dar. Zudem möchten wir Diskussionen über aktuelle Praktiken der Erinnerungskultur anstoßen, so wie wir es im Zuge der Pilotphase zur digitalen Adaption der Erika-Mann-Ausstellung getan haben.
Was lernten wir durch #ErikaMann im Social Web und vor Ort?
Die Monacensia profitierte gerade mit Blick auf die Öffnung des Hauses und möglichst breite Zielgruppenansprache von der Mitnutzung der Social-Media-Kanäle der Münchner Stadtbibliothek:
Wir konnten über die Stadtbibliotheks-Kanäle und über unsere schon bestehende Monacensia-Facebook-Seite die Sichtbarkeit der Erika-Mann-Ausstellung enorm steigern.
Eine wesentliche Idee im kooperativ angelegten Vermittlungskonzept der Erika Mann-Ausstellung war vor allem die Vernetzung von analoger und digitaler Präsentation der Inhalte wie auch der Publikumsansprache. Besonders wirkungsvoll zum Ausdruck kam diese Idee durch den BloggerWalk im November, die große institutionelle Vernetzungsaktion im März 2020 und den Austausch über das Hashtag #ErikaMann im Social Web.
Wir experimentierten mit neuen Formaten, wie
- Instalive-Führungen
- einer Facebook-Live-Lesung
- #MonMonday, #monliest, #ff-Friday auf Facebook
und
- formten analoge Veranstaltungsprogramme zu digitalen Formaten um,
- schlugen immer wieder die Brücke vom konkreten Raum ins Digitale, vom digitalen Raum in die Monacensia vor Ort,
- entwickelten hybride Ansätze der Kulturvermittlung.
Darüber informierten wir in „Beteiligt Euch, es geht um Eure Erde!“ unter: „Digitale Adaption der Erika-Mann-Ausstellung: gemeinsam neues Wissen schaffen“. Vor allem setzten wir die mit Coding Da Vinci Süd und in der Kooperation mit WikiMuc begonnene Art und Weise, unsere Inhalte analog und digital zu vermitteln, fort. Unsere Mitarbeiter*innen dachten und arbeiteten insgesamt digitaler. Im Team entstanden und entstehen spannende Ideen: Wir haben einiges vor für die nächste Pilotphase!
Deshalb gibt es nun die neuen Accounts der Monacensia auf Instagram und Twitter. Die Notwendigkeit für einen intensiveren Austausch und mehr direkte Einbindung unseres Monacensia-Publikums ist eine Erkenntnis aus der ersten Pilotphase der digitalen Adaption der Erika-Mann-Ausstellung. Wir wollen mit der Münchner Stadtbibliothek, GLAM-Institutionen und Euch gemeinsam neues Wissen rund um das literarische Gedächtnis Münchens schaffen. Wir möchten mit Euch gemeinsam unsere bestehenden Archivlücken füllen und vergessene, diverse und migrantische Perspektiven aktiv hinzufügen.
Das funktioniert am besten über breite Vernetzung und Kooperationen, so unsere Erfahrungen mit #ErikaMann. Diesen Weg möchten wir zusammen mit Euch gehen.
Was leitet uns in der Vermittlung von Literatur und Kulturerbe?
Die Frage, an wen oder was wir als Gemeinschaft öffentlich erinnern, ist sehr wichtig. Die Frage nach Erinnerung und Vergangenheit ist ohne Reflexion auf die Gegenwart kaum zu stellen. Sie lässt sich nicht trennen von wesentlichen Überlegungen zum Zusammenleben.
Wir fragen uns deshalb nicht zuletzt im Rahmen der Vermittlung unserer Bestände sowie in der Vermittlung unserer durch den Nationalsozialismus geprägten Hausgeschichte gemeinsam mit Autor*innen, Journalist*innen, Wissenschaftler*innen, Kolleg*innen aus anderen Institutionen und dem Publikum:
- Wie wollen wir in einer demokratischen und paritätischen Gesellschaft zusammenleben?
- Wer gehört zu uns? Wer hat Bedeutung? Wer bekommt bislang einen festen Platz in unserem kollektiven Gedächtnis? In unserem Kanon der Erinnerung?
- Wo teilen wir – nun aus der Perspektive der Kulturinstitutionen gesprochen -, unsere Deutungshoheit über Erinnerung und schaffen damit mehr soziales Vertrauen und mehr Zugehörigkeitsgefühl?
- Es stellt sich also vereinfacht eigentlich die Frage: Was lernen wir heute konkret aus unseren Versäumnissen? Wo machen wir es besser? Wer gehört in unseren Kanon der Erinnerung?
Die Antwort ist: Noch ist der Kanon der Kanon! Unsere gelebte Erinnerungspraxis hinkt der genannten Erkenntnis noch weit hinterher, das Bewusstsein für die Zusammenhänge wächst erfreulicherweise stetig.
Mit einem Blick auf unsere Archivbestände stellen wir jedoch fest, dass sich dieses Gedächtnis bislang noch hauptsächlich aus Autorennachlässen speist. Das künstlerische Werk von Frauen ist oft als weniger relevant eingeschätzt worden. Es hat deshalb den Weg ins Archiv erst gar nicht gefunden. Daneben gibt es weitere Lücken, die es mit gleicher Relevanz zu füllen gilt. Es fehlen Nachlässe und Dokumente, die von migrantischen, von LGBTIQ-Lebenswirklichkeiten offen geprägt sind. Es fehlt eine entsprechende Erforschung der vielfältigen Realitäten Münchens anhand unserer Bestände.
Sehenden Auges (re)produzieren wir also weiter Vergessen. Das verweigert eine selbstverständliche Basis für eine inklusive und diverse Gesellschaft mit weitreichenden Folgen für die individuelle und kollektive Identitätsfindung.
Wir möchten dieses Vergessen unterbrechen, sind uns aber der großen Dimension unserer Aufgabe bewusst, die wir aus eigener Kraft wahrscheinlich kaum bewältigen können. Im Digitalen möchten wir mit Euch überlegen, wie wir Allianzen schmieden und auch hier nachhaltig gemeinsam neues Wissen schaffen können.
Neue Bündnisse für die Erinnerungspraxis gefordert!
Wir sind davon überzeugt, dass wir unsere Erinnerungspraxis für neue Bündnisse öffnen müssen.
- Wir müssen mitten in die Stadt! Wir müssen unter Menschen!
- Wir müssen für Redundanz und Wiederholung auf ganz unterschiedlichen Vermittlungsebenen setzen.
- Wir müssen Teilhabe als Mitgestaltung realisieren!
- Wir müssen neue Netzwerke mit Institutionen und Organisationen etablieren, die auf Austausch setzen, nicht auf Wissensmonopole!
- Wir müssen auf Partnerschaften setzen, die von ihrer Unterschiedlichkeit leben und in denen öffentlich laut nachgedacht und debattiert wird.
Für eine Öffnung des Austauschs wollen wir unsere neuen Kanäle auf Instagram und Twitter einsetzen.
Wir gehen wichtige, neue oder anders gestaltete Kooperationen ein, wie mit dem Goethe-Institut, der Wikimedia, dem Museumspädagogischen Zentrum, überregionalen GLAM– und Wissenschaftsinstitutionen.
Als kommunale Einrichtung kooperieren wir selbstverständlich mit unseren Kolleg*innen aus anderen städtischen Häusern wie zum Beispiel den Münchner Kammerspielen, der Villa Stuck und der Münchner Stadtbibliothek, die mit ihrem großen Netz in allen Stadtteilen und mit ihrer offenen Kultur eine ganz besonders gute Partnerin ist.
Wir arbeiten mit Münchner Autor*innen, Journalist*innen, Übersetzer*innen und Künstler*innenzusammen und versuchen, uns gemeinsam mit ihnen den oben skizzierten Fragen zu nähern und künstlerische Antworten in der Gegenwart zu finden. Davon werden wir noch ausführlich berichten. Gezielt gehen wir den Weg, Archivlücken gemeinsam mit anderen zu schließen.
Erinnerungskultur literarisch und digital: Folgt uns im Social Web!
Begleitet uns im Digitalen. Sprecht mit uns und diskutiert mit uns über Literatur und Kulturerbe. Lasst uns gemeinsam neue Blickwinkel und Ansätze für Erinnerungskultur formen. Verbindet Euch dazu gerne mit uns im Social Web auf:
- Facebook: https://www.facebook.com/Monacensia/
- Instagram: @monacensia_muc
- Twitter: @Monacensia_Muc
Wir freuen uns auf einen intensiven Austausch und neue Verbindungen!