Das ATELIER MONACO – Das Festival findet vom 16. – 18. Juli 2021 im Garten der Monacensia im Hildebrandhaus statt (#ATELIERMONACO). Knapp 40 Autor*innen vermitteln an drei Tagen auf zwei Bühnen neue Impulse für das literarische München. Wie kam es dazu? Was sind die Hintergründe und auch Schwierigkeiten gerade in einer pandemischen Situation? Was erwartet Euch? Die künstlerische Leitung beantwortet Fragen, gibt einen Ausblick und lädt zum Austausch ein – Einblicke hinter die Kulissen eines Festivals.
ATELIER MONACO – Das Festival: Fragen & Antworten
Was ist eigentlich das ATELIER MONACO?
Das ATELIER MONACO ist eine Veranstaltungsreihe, die neue literarische Stimmen aus München in Lesungen und Werkstattgesprächen präsentiert. Die Reihe findet seit 2018 in der Monacensia statt und wurde von Lisa-Katharina Förster (Monacensia) und Tristan Marquardt (Lyriker und freier Literaturveranstalter) gegründet. Sie steht für einen weiten Literaturbegriff: Es geht um literarische Texte aller Genres und Sprachen – vom Gedicht und der Erzählung über textbasierte bildende Kunst bis hin zur Graphic Novel und zum Theatertext.
Wir gehen der Frage nach, wo und warum gerade in der Stadt spannende neue Texte entstehen, und möchten mit den Akteur*innen ins Gespräch kommen: darüber, woran sie arbeiten, wie ihre Arbeitsbedingungen sind, was sie für Fragen und Wünsche für den Kulturstandort München haben. Im ATELIER MONACO werden nicht die letzten Neuerscheinungen beworben. Viel öfter werden Arbeiten präsentiert, die noch gar nicht veröffentlicht sind. Außerdem geht es darum, Einblicke in die verschiedenen literarischen und künstlerischen Szenen der Stadt zu geben und sie miteinander zu verknüpfen.
Und warum jetzt ein ATELIER MONACO – Das Festival?
Das lag auf der Hand, denn das Festival ist eine Fortentwicklung und Erweiterung des Konzepts. Bei den regulären Veranstaltungen sind zwei Personen zu Gast, die oft aus unterschiedlichen Kontexten stammen. Und jetzt wollten wir einen Rahmen schaffen, bei dem ein große Bandbreite kompakt in drei Tagen zu sehen ist.
Das Festival soll ein Ort sein, wo man als Publikum einen guten Überblick darüber bekommt, in was für unterschiedlichen Formen momentan Literatur in München entsteht und welche neuen Stimmen es zu entdecken gibt. Hier können die Szenen in Austausch kommen, mit sich und dem Publikum, und hier kann man jetzt nach zig Monaten Lockdown auf einen Schlag erleben, was sich literarisch in der Stadt aktuell tut.
Was kann man an den drei Tagen erleben?
Wir wollen literarische Vielfalt zeigen und allen den gleichen Raum geben. Deshalb haben wir entschieden, dass jede*r Lesende 20 Minuten für seine*ihre Texte hat, egal ob es sich um eine Stimme handelt, die schon etabliert ist, oder noch nicht bekannt.
Das Festival findet im Garten der Monacensia auf zwei Bühnen statt, die abwechselnd und teilweise auch gleichzeitig bespielt werden. Das Programm haben wir in verschiedenen Blöcken gebündelt:
- Das Atelier Monaco trägt den Titel des Festivals und präsentiert Texte, die sich mit München literarisch auseinandersetzen. Oft direkt, manchmal gespiegelt und gebrochen. Immer spannend. München ist ein Sujet, an dem man sich in ganz unterschiedlichen Textgattungen abarbeiten kann!
- Im Atelier Text und Klang loten wir das Zusammenspiel zwischen Literatur und Musik aus: klassisches Songwriting hat hier seinen Platz, Lyrik trifft auf Performance, Musik und Noise und wir lauschen der Rhythmik des gesprochenen Worts, dem faszinierenden Spielraum zwischen Text und Musik.
- Theatertexte bekommen selten die alleinige Aufmerksamkeit ihres Publikums. Normalerweise sind sie in einer Inszenierung eingebettet. Das Atelier Theatertext bietet eine seltene Möglichkeit die literarische Dimension zeitgenössischer Dramatik direkt zu erleben.
- Gäbe es Spoken Word als etablierte Form der Literatur nicht schon seit Jahren, wir würden es fürs Atelier Spoken Word neu erfinden: Pointierte performative Texte passen perfekt zu einem Gartenfest!
- Im Atelier Text & Kunst gibt es nicht nur etwas zu hören, sondern auch zu sehen: Wir haben Bildende Künstler*innen eingeladen, die mit Sprache als Ausdrucksmittel arbeiten oder zum Gegenstand ihrer Auseinandersetzungen machen. Sie nutzen dabei so unterschiedliche Medien wie Performance, Skulptur und Videokunst.
- Prosa umfasst heutzutage eine Bandbreite narrativer Verfahrensweisen. Autor*innen in München erzählen nicht nur auf Deutsch und nicht ausschließlich mit Text. Im Atelier Prosa & Partner werden deshalb Geschichten in verschiedenen Sprachen und Formen präsentiert.
- Das Atelier Lyrik versammelt zeitgenössische Dichtung aus München: Dabei geht es uns darum, Lyriker*innen, die bereits mehrere Bände publiziert haben, gemeinsam mit Stimmen, die es noch zu entdecken gibt, gemeinsam auf die Bühne zu bringen.
Zwischendurch läuft Musik, man holt sich Getränke an der Gartenbar, trifft Freund*innen und kommt ins Gespräch.
Wer organisiert das Festival?
Lisa-Katharina Förster als organisatorischer Kopf der Lesereihe hatte die Idee alle, die bereits zu Gast in der Reihe Atelier Monaco gewesen waren, an einen Tisch zu bringen, um die Vision eines Festivals gemeinsam zu entwickeln. Bei diesen offenen Treffen fanden wir (Katharina Adler, Jan Geiger, Tristan Marquardt und Lilian Robl) uns als künstlerische Leitung zusammen. Erstaunlich dabei war, dass wir damit auf fast magische Weise viele unterschiedliche Szenen abdecken, ohne dass wir das zuvor als Ziel definiert hatten.
Was uns eint ist, dass wir Text in unserer künstlerischen Praxis verwenden und, dass wir uns jenseits unseres eigenen Schreibens für viele verschiedene künstlerische Praxen begeistern können und diese gerne zusammenbringen möchten. Mit Tristan haben wir zudem noch einen Profi in der Festivalplanung an Bord.
Die finanzielle, logistische und technische Planung und Durchführung – und damit ein großer Teil der Arbeit! – liegt bei der Monacensia und damit indirekt bei der Stadtbibliothek. Ohne die Begeisterung für das Projekt im Haus selbst, wäre es nie zustande gekommen.
Wie war es unter Pandemie Bedingungen dieses Festival zu planen und vorzubereiten?
Wir hatten das Festival bereits für Mitte 2020 durchgeplant, mussten dann aber, wie so viele andere, die Veranstaltung absagen. Sich im Winter 2021 wieder an die Planung für diesen Sommer zu setzen, hat sich manchmal paradox angefühlt. Wir saßen mitten in einem Lockdown, konnten uns nur in online-Meetings zusammensetzen und haben uns vorgestellt, wie es ist, wenn sich wieder Menschen treffen können. Da gab es schon Momente, in denen der Zweifel im Raum stand, ob wir nicht wieder etwas organisieren, das womöglich nicht stattfinden kann. Ein Festival auf die Beine zu stellen, ist immer mit Hürden verbunden, aber eigentlich hat man normalerweise nicht stets die Möglichkeit der kompletten Absage im Hinterkopf.
Deshalb war für uns aber auch klar, dass wir ein neues Festival-Konzept entwickeln mussten. Wir konnten nicht einfach die Planung vom letzten Jahr übernehmen, die vorgesehen hätte, alle Räume der Monacensia zu bespielen. Wir wollten bereits im Vorhinein möglichst absichern, dass das Festival dieses Jahr stattfinden kann. So entstand die Idee eines Open Air Festivals auf zwei Bühnen. Und im Augenblick sieht es so aus, als könnten wir das Festival tatsächlich stattfinden lassen. Das ist nach den vielen Monaten der Unsicherheit einfach grandios.
Warum ist dieses Festival gerade jetzt so wichtig?
Das Konzept unseres Festivals eine große und vielleicht auch ungewöhnliche Bandbreite von Literatur auf die Bühne zu bringen, hatte von Anfang an für uns hohe Relevanz. Das Festival sehen wir auch jenseits der Pandemie als neuen Impuls für das literarische München. Dieser Sommer ist aber ohne Zweifel ein besonderer. Wir alle wollen uns endlich wieder zusammenfinden, um Literatur gemeinsam zu erleben und uns auszutauschen. Dieser persönliche Austausch fördert den gesellschaftlichen Diskurs, sorgt für Auseinandersetzung und ein Gefühl für Verbundenheit.
Über ein Jahr hat diese Möglichkeit des öffentlichen kulturellen Lebens aber fast gänzlich gefehlt. Oft kam dabei auch der Eindruck auf, dass politischen Entscheider*innen womöglich nicht ganz klar war, was für essentielle Räume plötzlich verschlossen waren. Deshalb wollen wir nun zeigen, dass wir fest entschlossen sind, diesen Austausch wieder möglich zu machen – so schnell es geht, immer mit der gesundheitlichen Sicherheit aller im Blick. Das Festival soll ein Beitrag dazu sein, Literaturveranstaltungen in München endlich wieder zum Leben zu erwecken, aber wir scheuen uns auch nicht vor einem kulturpolitischen Statement:
Gerade unter erschwerten Bedingungen ist es wichtig, Kultur und das literarische Leben der Stadt bestmöglich zu fördern. Denn das ist nicht nur eine Ausgabe, es ist ein Gewinn!
Autor*innen: Katharina Adler, Jan Geiger, Tristan Marquardt, Lilian Robl
#ATELIERMONACO im Social Web:
Wir berichten im Social Web unter dem Hashtag #ATELIERMONACO über das Festival. Auf Instagram stellen wir ab KW 27 die Formate vor und bringen Statements der Autor*innen zu zentralen Fragen. Schaut vorbei, verbindet und tauscht Euch aus – wir freuen uns auf Euch!
Eine Anmeldung ist erforderlich. Informationen dazu in Kürze auf ATELIER MONACO.
Hintergrund zum Atelier Monaco:
- ATELIER MONACO – Neue literarische Stimmen aus München:
- „Arbeitsvilla, Leseburg, Zeitmaschine – Neue Programmformate in der Monacensia im Hildebrandhaus“ von Lisa-Katharina Förster (1.8.2019)