Wie vielfältig ist München? Die Ausstellung «What the City. Perspektiven unserer Stadt» im Münchner Stadtmuseum eröffnet neue, vielstimmige Blicke auf das Leben in der Stadt. Zehn Themenbereiche machen urbane Realität jenseits gängiger Bilder erfahrbar. Entwickelt wurde die Ausstellung unter Leitung von Frauke von der Haar. Sie stellt Idee, Konzept, Herausforderungen und Wünsche vor, die mit diesem offenen, dialogischen Format verbunden sind.
Ein begleitendes Lesungsprogramm mit der Monacensia startet am 19. Juli beim Sommerfest – die Lesungen finden ab Herbst im Stadtmuseum statt.

Neue Perspektiven auf München: Die Ausstellung «What the City» im Münchner Stadtmuseum
Unsere neue Interimsausstellung «What the City. Perspektiven unserer Stadt» ist im historischen Zeughaus am St.-Jakobs-Platz zu sehen. Darin werfen wir einen anderen Blick auf München und seine Geschichte. Diese Perspektive unterscheidet sich deutlich von jener, die wir bisher in unserer Dauerausstellung im Münchner Stadtmuseum gezeigt haben. Wir sind nicht auf der Suche nach der einen, richtigen und chronologischen Erzählung zur Geschichte der Stadt. Vielmehr interessieren wir uns aus heutiger Sicht für die Menschen dieser Stadt und
- die Themen, die sie aktuell bewegen,
- die Herausforderungen, die sie erleben,
- die Aushandlungsprozesse, die sie anstoßen, sowie
- die Gestaltungsspielräume, die sich ihnen in ihrer Stadt München eröffnen.
Zehn Themen – zehn Städte: Wie München neu erzählt wird
In zehn verschiedenen Kapiteln – sogenannten Citys – nehmen wir Perspektiven unserer Stadt in den Blick:
- Big City
- Safe City
- Racist City
- Pride City
- Pop City
- Art City
- Rich City
- Green City
- Fesch City
- My City

Dabei erzählt jede einzelne City Neues über die vielfach klischeehaft beschriebene, schöne, elegante und als gemütlich empfundene Stadt München. Perspektiven, die das Leben im Millionendorf – aktuell Deutschlands Pendlerhauptstadt Nummer eins – beschreiben. Einer Stadt, die für ihre hohen Sicherheitsstandards bekannt ist und in der gleichzeitig so viele Menschen wie nirgendwo sonst in der Bundesrepublik Deutschland durch rechte Gewalttaten zu Tode kamen.
Diese Brüche und Spannungen haben uns interessiert, weil sie zum Leben in unserer Stadt dazugehören. Einer Stadt, die beispielsweise als international bedeutende Kunststadt gilt, in der sich das Leben jedoch so kostspielig gestaltet, dass Kunstschaffende hier kaum ein eigenes Atelier unterhalten können. Wir fragen uns, was es heißt, in einer so reichen Stadt arm zu sein, oder wie es geht, in einer so verdichteten Stadt wie München grüne Lebensräume für viele Menschen zu schaffen.
Wir beschränken uns bei unserer Ausstellung auf zehn Themen. Diese Begrenzung ist dem zur Verfügung stehenden Raum geschuldet. Bei der Auswahl der zehn Citys haben wir uns sowohl von alten Sammlungsschwerpunkten wie der Kunst oder der Mode leiten lassen, aber auch von neueren Sammlungsschwerpunkten wie etwa zur Migration, zur Clubkultur oder zur queeren Geschichte Münchens.

Ein interdisziplinäres Team für eine vielfältige Stadt
In den vergangenen zweieinhalb Jahren haben wir uns bewusst mit einem interdisziplinären Team auf die Suche nach dem pluralen Charakter der Stadt begeben; das heißt mit Kolleg*innen aus
- verschiedenen Sammlungen,
- der Vermittlung,
- der Partizipation,
- der Inklusion und
- der Digitalisierung.
Zudem haben wir viele Menschen getroffen, befragt und eingeladen, ihre Themen mit uns zu teilen. Wichtig war uns, vorhandene Netzwerke und Kompetenzen einzelner Kolleg*innen im Zuge der Vorbereitungen zu nutzen und weiter auszubauen, aber auch neue Kontakte in die Stadt zu knüpfen. Diese Vernetzung mit einer großen Zahl von Kooperationspartner*innen und Interviewpartner*innen konnte uns nur als Team gelingen.
Sowohl die Art der Zusammenarbeit als auch die Auswahl der Themen hatte für uns von Anfang an einen Laborcharakter. Wir wollten in unserer Interimsausstellung Neues ausprobieren, insbesondere in Hinblick auf die bevorstehende Neukonzeption der Dauerausstellung – thematisch-inhaltlich, aber auch organisatorisch-formal. Das war nicht einfach und in dieser Dimension Neuland für uns. Entsprechend werden wir nicht nur den Prozess reflektieren, sondern auch die Ausstellung evaluieren.

Beteiligung, Debatten und barrierefreie Zugänge
Besonders überrascht hat uns, mit welchem Engagement sich so viele Bürger*innen der Stadt in die verschiedenen Themen eingebracht haben. Die hohe Bereitschaft der Expert*innen, sich Zeit zu nehmen, die vorhandene Expertise zu teilen, letztlich dem Museum zu vertrauen, hat dazu geführt, dass über 50 Interviews in unseren Citys bislang nicht erzählte Geschichten der Stadt preisgeben. Sie spielen in unserer Ausstellung eine zentrale Rolle. Lebendig und nahbar vermitteln sie authentische Geschichten und vergegenwärtigen den pluralen Charakter der Stadt.
Einige der Erzählungen, möglicherweise auch die Auswahl der Citys, werden Debatten auslösen. Das ist von uns dezidiert gewünscht. Als Münchner Stadtmuseum können wir kein vollständiges Bild der Stadt liefern, sondern wollen Angebote machen, um über Themen der Stadt in Austausch zu kommen. Wir verstehen uns als Kultur- und Bildungsort und möchten uns künftig zu einem Forum der vielfältigen Münchner Stadtgesellschaft entwickeln. Als öffentlicher Ort wollen wir gesellschaftliche Debatten anstoßen und eine Plattform für Aushandlungsprozesse bieten. Unsere Ausstellung «What the City. Perspektiven unserer Stadt» ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.
Wo besser als am St.-Jakobs-Platz, im Herzen Münchens, könnten wir Raum für aktuelle Themen der Stadt und einen Austausch darüber bieten? Ein schöner Erfolg für uns wäre es, wenn es gelingt,
- unseren Besucher*innen bisher nicht gekannte oder gesehene Perspektiven der Stadt zu eröffnen,
- Interesse oder Verständnis dafür zu wecken und
- im besten Fall das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen in der Stadt positiv zu beeinflussen.
Wir haben viel dafür getan, dass ein großer Kreis von Menschen möglichst barrierefrei und niedrigschwellig unsere Ausstellung besuchen kann. Durch interaktive Angebote, Tast- und Medienstationen bieten wir unterschiedlichste Möglichkeiten, sich den ausgewählten Themen zu nähern. Neben deutschen und englischen Wandtexten gibt es in jedem Kapitel einen Wandtext in Einfacher Sprache. Eine WebApp ermöglicht hör- und seheingeschränkten Personen, die Ausstellung neben den üblichen Orientierungshilfen durch digitale Zugänge eigenständig zu erkunden. Schließlich erlaubt der kostenfreie Besuch auch Menschen einen Zugang, die nur kurz einen Blick in das historische Zeughaus werfen möchten, sich einen Eindruck verschaffen oder an einen inspirierenden Ort eine Pause im Alltag einlegen wollen. Auch für sie wollen wir ein Ort sein, an dem sie sich willkommen fühlen.
Unsere Ausstellung «What the City. Perspektiven unserer Stadt» wird voraussichtlich in den kommenden zwei Jahren sichtbar und zu besuchen sein. In diesem Zeitraum möchten wir gerne weitere Menschen und Initiativen einladen, sich mit ihren Themen und Geschichten einzubringen. Dies wird beispielsweise im Rahmen des Ausstellungsmoduls «My City» im monatlichen Wechsel umgesetzt.

Kooperation mit der Monacensia: Stadtgeschichten literarisch erweitern
Zudem haben wir zusammen mit der Monacensia ein gemeinsames Leseprogramm entwickelt. In diesem stellen Münchner Autor*innen ihre Perspektiven auf die Stadt und ihr Leben in der Stadt vor – sowohl in der Monacensia als auch im Münchner Stadtmuseum. Dahinter steckt die Idee, dass sich zwei Institutionen, die Münchner Geschichte in unterschiedlichen Verdinglichungsformen sammeln und ausstellen, thematisch sowie in Bezug auf ihre Sympathisant*innen in einer Zusammenarbeit gegenseitig bereichern können.
Wir freuen uns sehr auf die Kooperation mit der Monacensia und die spannenden Perspektiven der Münchner Autor*innen. Ebenso neugierig sind wir darauf, was unsere Ausstellung gemeinsam mit dieser Zusammenarbeit in Bewegung setzen kann – und möchten dem Münchner Publikum auch in Zukunft weitere Formate des Austausches und der Begegnung anbieten.
Münchner Stadtmuseum
St.-Jakobs-Platz 1
80331 München
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Interimsausstellung «What the City. Perspektiven unserer Stadt» im historischen Zeughaus
Dienstag–Sonntag 11.00-19.00 Uhr
Eintritt frei
Sommerfest der Monacensia
What the City. Perspektiven unserer Stadt
19.07.2025, 15.00–22.00 Uhr
Monacensia im Hildebrandhaus · Literatur · Eintritt frei
Die Monacensia ist das literarische Gedächtnis der Stadt – aber was macht München eigentlich aus? Zwischen 15 und 18 Uhr lesen sechs Autor*innen im Garten der Monacensia Texte über Armut, queeres Leben, antirassistische Bewegungen und weitere Perspektiven auf München.
Mit: Daniel Bayerstorfer, Uisenma Borchu, Jan Geiger, Lena Gorelik, Volha Hapeyeva und Elvira Steppacher.
Ab 19.30 Uhr: Musik mit Lucile and the Rakibuam.
Das Sommerfest findet bei jedem Wetter statt. Picknickdecken empfohlen.
In Kooperation mit dem Münchner Stadtmuseum
Die Veranstaltung knüpft thematisch an die aktuelle Ausstellung «What the City. Perspektiven unserer Stadt» an, die seit 15. Mai 2025 im Münchner Stadtmuseum zu sehen ist.